Dort wo die Kluft zwischen Arm und Reich am größten ist, gibt es in vielen Teilen der Welt die meisten Covid-19-Fälle zu beklagen.

Das Nachrichtenmagazin der „Spiegel“ meldet dies in seiner jüngsten Ausgabe und bezieht sich dabei auf eigene Recherchen. Beispielsweise ist Brasilien eines der am schlimmsten von der Coronakrise betroffenen Länder in ganz Lateinamerika. Parallel dazu sind in Brasilien die Einkommensverhältnisse in der Bevölkerung am ungleichmäßigsten verteilt.

Für die Vereinigten Staaten von Nordamerika trifft diese Aussage ebenso zu wie für Südafrika in Bezug auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Auch die Länder Westeuropas wurden laut „Spiegel“ Recherche untersucht. Hier gehören Großbritannien, Italien und Spanien zu den am stärksten betroffenen Gebieten mit Corona-Opfern. Interessant ist die Parallele, dass auch in diesen drei Ländern das Armutsgefälle am größten ist.

Das Nachrichten-Magazin hält es für naheliegend, dass ökonomische Ungleichgewichte in der Bevölkerung als Risikofaktor für die Stärke der Pandemie in einzelnen Ländern ausschlaggebend ist. Gleichzeitig ist ein Zusammenhang zwischen Armutsgefälle und hohen Infektionszahlen auch auf regionaler Ebene in vielen Ländern zu beobachten.

Als am stärksten betroffene Coronakrisengebiete in den USA wurden die Bundesstaaten New York, New Jersey, Connecticut, Massachusetts und Louisiana sowie Washington, D. C identifiziert. Dies geht aus den Recherchen des „Spiegel“ hervor. Mit Washington, New York, Connecticut und Louisiana befinden sich vier dieser sechs Bundesstaaten auf den Spitzenplätzen des sogenannten Gini-Index. Der Gini-Index misst in den Vereinigten Staaten von Amerika allgemein die größten Differenzen bei den Einkommen innerhalb der Bevölkerung eines Bundesstaates.

Bei den ungleichsten Regionen auf der britischen Insel befinden sich die größten Krisenherde in den Bereichen London, dem Nordwesten Großbritanniens und Schottland. Alle drei Regionen befinden sich unter den Top fünf der ungleichsten Regionen auf der britischen Insel.

Ähnlich verhält es sich mit vergleichbaren Zahlen aus Südafrika. Besonders stark von dem Coronavirus sind hier die Landesteile Western Cape, Eastern Cape und Kwa-Zulu Natal betroffen. Nach den Einschätzungen des Statistikamtes in Südafrika sind diese drei Provinzen des Landes auch am stärksten vom Armutsgefälle in dem Land am Kap betroffen.

Der Völkerrechtler Philip Alston äußerte sich gegenüber dem „Spiegel“ mit den Worten: „Die Corona-Pandemie betrifft in erster Linie die arme Bevölkerung und die Menschen, die im Leben an der vordersten Front stehen. Viele Teile dieser Bevölkerung werden oft euphemistisch als „unentbehrliche Arbeiter“ bezeichnet“. Weiter sagte der Völkerrechtler in dem Interview, „dass es sich bei Corona nicht um eine Krankheit handelt, bei der alle Menschen gleich stark betroffen sind“. Alston war bis zum April dieses Jahres ein Mitglied der UNO. Als Sonderbeauftragter für extreme Armut war es seine Aufgabe, auf diese Missstände in der ganzen Welt aufmerksam zu machen. Weiter äußerte sich Alston gegenüber dem „Spiegel“, „dass er die aus den Industrieländern bisher gemachten Hilfsangebote für die armen Regionen, die besonders hart von Corona betroffen sind, als erbärmlich und herzlos ansieht“.

Aus Sicht des britischen Gesundheitswissenschaftlers Richard Wilkinson drohen den vom Virus am stärksten betroffenen Krisenländer für die Zukunft erhebliche Folgeprobleme. Hier hat er die USA im Blickfeld. In diesem Land könnte sogar ein „Punkt ohne Wiederkehr“ möglich sein. Im Gespräch mit dem „Spiegel“ sieht er durch das große Armutsgefälle „kolossale politische Verwerfungen“ kommen. Ein Zeichen dafür ist, dass im Zuge der Pandemie eine massive Zunahme von Waffenverkäufen registriert wurde.

Redaktion poppress.de, Adlerflug