Vertreter des Hotel- und Gaststättengewerbes reagieren beunruhigt auf die Einlassung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU), die Menschen sollten wegen steigender Corona-Infektionszahlen private Feiern nur noch im Familienkreis durchführen.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband), sagte gegenüber den Medien des Redaktionsnetzwerks Deutschland für dessen Dienstagausgaben, dass nun alle darauf achten müssten, die seit Mai gewonnenen Freiheiten beim Ausgehen und Reisen zu verteidigen. Das gelte für die Wirte und ihr Personal, aber ebenso auch für die Gäste. Zwar sei die Ansteckungsgefahr nicht zu bestreiten, wie Hartges bestätigte. Allerdings sei das Infektionsgeschehen insgesamt in den Betrieben der Branche vergleichsweise niedrig. Daher solle man auf andere Hotspots der Corona-Ausbrüche achten. Gefahren drohen laut Hartges beileibe nicht nur in Hotels und Gastronomiebetrieben, sondern vielmehr auf privaten Feiern, durch Urlaubsrückkehrer und durch Großveranstaltungen im öffentlichen Raum. Die DEHOGA-Chefin fordert daher eine genaue Schwachstellenanalyse. Diese müsse neuen einschränkenden Maßnahmen vorangestellt werden. Die Geschäftsführerin des Verbandes warnt unter anderem vor den Folgen für Eventcaterer, deren Lieferungen für große Familienfeste wie Hochzeiten von erneuten Einschränkungen stark betroffen wären. Dabei hätten diese Firmen noch gar keine Zeit und Gelegenheit gehabt, sich finanziell zu erholen, da große und viele kleinere Events ja derzeit noch gar nicht stattfinden würden. Die Verluste seien erheblich. Viele der Betriebe müssten um ihre Existenz fürchten. Eine Einhaltung aller Spielregeln durch alle Beteiligten sei daher unerlässlich.

Der DStGB (Deutscher Städte- und Gemeindebund) ruft aufgrund der Warnung von Bundesgesundheitsminister Spahn ebenfalls zu einer erneuten gesamtgesellschaftlichen Anstrengung auf, mit der sich ein zweiter Lockdown verhindern lässt. DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte gegenüber dem RND, dass ein erneutes Stilllegen des öffentlichen Lebens schwerste Auswirkungen sowohl auf die Wirtschaft als auch auf die Gesellschaft hätte. Sehr viele Betriebe der Gastronomie und des Einzelhandels würden laut Landsberg einen erneuten Lockdown kaum verkraften, so Landsberg. Er sieht als Schlüsselstrategie gegen eine zweite Corona-Welle gezielte Tests. Die Bundesländer seien gefordert, die regionale Entwicklung der Infektionszahlen genau zu beobachten. Derzeit geplante weitere Lockerungen der bestehenden Einschränkungen müssten sie bei entsprechender Gefahr durch neue Infektionsherde zunächst verschieben. Die Priorität liege derzeit bei den Schulen und der Wirtschaft. Das sei jedenfalls die Sicht der Kommunen. Beide Bereiche müsse müsse man weiter offen betreiben können, um die Wirtschaftskraft zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern.

Der VDVO (Verband der Veranstaltungsorganisatoren e.V., Verband der Event-Branche) konstatiert für die eigene Sparte schon jetzt eine tiefe Krise. Sein Vorstandsvorsitzender Bernd Fritzges sagte dem RND, dass in der Branche bereits das Sterben einsetze. Es sei auch nicht zu verhindern. Die Corona-Pandemie sei ein verheerender Tsunami für die Veranstalter und Künstler. Der Schaden sei bereits so groß, dass er durch weitere Verschärfungen der bestehenden Restriktionen im Prinzip kaum noch größer werden könne. Fritzges merkt zu einer hypothetischen Rettungsaktion für seinen Bereich und die Gesamtgesellschaft an, dass es praktisch nur helfen würde, wenn man alle Menschen innerhalb von höchstens 24 Stunden immunisieren könne – wenn hierfür ein funktionierender Impfstoff zur Verfügung stünde. Das wäre die einzig denkbare letzte Rettung. Da das utopisch sei, müsse man nun überlegen, welche Transformationsprozesse die Unternehmen bräuchten und wie diese unterstützt und begleitet werden könnten, um damit ein Überleben auf andere Weise zu ermöglichen.

Redaktion poppress.de, A-055824