Frank Ulrich Montgomery, der „Weltärztechef“, hat wegen der Corona-Epidemie dazu aufgerufen, den für Dezember geplanten Bundesparteitag der CDU abzusagen.

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes erklärte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die Menschen müssten auf jeden Fall auch weiterhin Abstand zueinander wahren und die geltenden Hygieneregeln beachten. Auch düften Massenveranstaltungen keinesfalls wieder genehmigt werden. Selbstverständlich, sagte Montgomery, gelte das auch für Parteitage.

Parteitage abzuhalten, sei riskant, daher sollten sie „in diesem Jahr abgesagt oder nur online abgehalten werden“, forderte Montgomery. Aufgrund der Corona-Epidemie hatte die CDU ihren geplanten Sonderparteitag zur Wahl einer neuen Parteispitze, der eigentlich für Ende April in Berlin vorgesehen war, bereits abgesagt. Nun soll die Wahl eines Nachfolgers der jetzigen Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem ordentlichen 33. Parteitag gegen Ende des Jahres, ebenfalls in Berlin, stattfinden. Als Termin für die Veranstaltung ist bis jetzt der 3. bis 5. Dezember geplant, es werden 1.001 Delegierte erwartet.

Auch die Öffnung der Fußballstadien für Zuschauer, wie sie von einigen Ministerpräsidenten und anderen Landespolitikern wieder gefordert wird, betrachtet Montgomery als „verheerend“, sie könne „uns wieder weit zurückwerfen“. Die niedrigen Zahlen der Neuinfektionen, die von den Gesundheitsämtern gemeldet werden, könnten ein falsches Bild vom wahren Ausmaß der Gefahr vermitteln, warnte er weiter. Diese Zahlen bedeuteten nicht, „dass nicht weiterhin viele Infektionen im Verborgenen stattfinden“, so der „Weltärztechef“. Aus China wisse man etwa, dass Menschen auch nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung immer noch Virenträger und somit auch weiterhin ansteckend seien. In Deutschland werde dies nicht getestet, daher lauere hier „eine unentdeckte Gefahr“, unterstrich der Radiologe Mongomery, der ab 2007 Vizepräsident und von 2011 bis 2019 Präsident der Bundesärztekammer war.

Durch die geplanten Grenzöffnungen und den dadurch wieder aufkommenden Tourismus komme das neue Risiko hinzu, dass Besucher aus dem Ausland das Virus mitbringen, warnte der „Weltärztechef“ weiter. Auch müsse man die sogenannten „Superspreader-Events“ bedenken, bei denen nur wenige Infizierte viele Menschen auf einmal ansteckten. „Wir sind noch lange nicht auf der sicheren Seite“, betonte Montgomery. In Deutschland sei es bereits mehrfach vorgekommen, dass ein einzelner Mensch 60 oder 80 andere infiziert habe. Wenn dies unbemerkt geschehe, dann seien „es eine Woche später schon wieder 600 oder 800“ neu Angesteckte. Deshalb könne man auch eine zweite Infektionswelle im Herbst oder Winter des Jahres immer noch nicht ausschließen. „Die Chance, dass sie uns erspart bleibt, ist allerdings in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen“, fügte Montgomery hinzu, und wenn man die Regeln weiterhin beachte und Massenevents unverändert verboten blieben, dann sei er zuversichtlich, erklärte 67-jährige Mediziner der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Redaktion poppress.de, A-1010413