Deutschland will den weltweiten Kampf gegen die Kinderarbeit zu einem zentralen Punkt seiner EU-Ratspräsidentschaft machen.

Gerd Müller (CSU), der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, erklärte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ für die am Freitag erscheinenden Ausgaben seiner Tageszeitungen, es sei das Ziel der Bundesregierung, die Basis für ein europäisches Lieferkettengesetz aufzubauen. Anlass war der an diesem Freitag stattfindende „Internationale Tag gegen die Kinderarbeit“. Ein solches Gesetz würde alle großen Unternehmen dazu verpflichten, den Arbeitern in ihren Lieferketten faire Löhne zu zahlen „und Kinderarbeit zu beenden, dort wo unsere Schuhe, Kleidung, Kaffee produziert werden“, erläuterte der Minister.

Weltweit müssten etwa 150 Millionen Kinder jeden Tag auf Kaffeeplantagen oder in Steinbrüchen arbeiten, fast die Hälfte davon unter gefährlichen und ausbeuterischen Umständen. Die Fortschritte für den Aufbau einer Welt ohne Kinderarbeit seien bereits vor Beginn der Corona-Pandemie nur schleppend gewesen, aber durch die Seuche seien nun beträchtliche Rückschritte zu befürchten. Der CSU-Politiker mahnte, die Situation sei „dramatisch“. Als Folge von Corona seien viele Eltern arbeitslos geworden. Ihre Kinder müssten einspringen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. „Eine Milliarde Kinder kann nicht zur Schule gehen“, betonte Müller, und viele verlören auf diese Weise ihre einzige Mahlzeit des Tages. Es gebe Schätzungen, nach denen durch die Epidemie zusätzliche 40 Millionen Kinder im Laufe dieses Jahres in extreme Armut geraten könnten. Bereits jetzt wüchsen weltweit rund 400 Millionen Kinder in extremer Armut auf, verdeutlichte der Minister noch einmal die internationale Lage.

Daher, kündigte er an, werde die Bundesrepublik „die Situation der Kinder in der Welt und den Kampf gegen Kinderarbeit“ zu einem zentralen Punkt ihrer EU-Ratspräsidentschaft machen. In Westafrika arbeiteten zwei Millionen Kinder auf Kakaofarmen, „auch für unsere Schokolade.“ Im Kongo förderten Kinder in Minen Koltan, an Mineral, das für die Herstellung von Smartphones benötigt wird. Jeder dritte Grabstein in Deutschland komme aus Indien, „wo 150.000 Kinder in Steinbrüchen schuften“, so Müller. Mit einem Lieferkettengesetz ließe sich dies ändern, warb er. 50 angesehene deutsche Unternehmen unterstützten ein derartiges Gesetz, und fast 200.000 Menschen hätten bereits eine entsprechendePetition unterzeichnet.

„Wir müssen es jetzt einfach machen“, appellierte der 64 Jahre alte CSU-Politiker. Kein Unternehmer solle heute mehr sagen können, er habe nichts aktiv gegen die Kinderarbeit und die Sklaverei in seiner Lieferkette unternommen, forderte Müller gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Redaktion poppress.de, A-1010413