Corona hat mein Verhältnis zum Tod nicht verändert, bekennt der Star-Trainer zum 75. Geburtstag.

Meistertrainer Jupp Heynckes feiert seinen 75. Geburtstag mitten in der Corona-Krise. Natürlich beobachte ich sehr genau, was um mich herum passiert. Die Pandemie hat allerdings mein Verhältnis zum Tod nicht verändert. Ich lebe und denke nicht an den Tod, bekennt Heynckes im Interview mit dem Sportmagazin „Der Kicker“. Die Zahlen, die zum Beispiel vom Robert-Koch-Institut täglich veröffentlicht werden, erschüttern mich immer wieder von Neuem, aber sie haben meine Lebensweise und meine Sicht auf das Leben nicht geändert. Hinter jeder Zahl steht ein Mensch mit seinem Schicksal, stehen Menschen die dem Verstorbenen nahestanden und Trauer und Schmerz fühlen. Aber der Tod ist ein Bestandteil des Lebens, ob mit oder ohne Corona. Heynckes schaut über Corona hinaus und verweist zum Beispiel auf den Syrien-Krieg, in dem in neun Jahren schon über 500.000 Tote zu beklagen sind. Das ist alltägliches menschliches Leid und die internationale Gemeinschaft bleibt abseits und schaut zu. Wir leben in Frieden und Überfluss, während weltweit Menschen in Flüchtlingslagern dahinvegetieren. Es ist doch Zufall, ob wir in Deutschland, oder in Syrien, Afghanistan, im Jemen oder im Irak zur Welt kommen. Jeder Mensch hat ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben ohne Gewalt, gibt der Star-Trainer zu Bedenken. Heynckes tritt entschieden gegen jede Spielart von Rassismus oder Ausländerhass auf und verweist dabei auch auf seine Erfahrungen als Fußballtrainer. Ich hatte das Glück, in meiner Karriere einer Menge von wertvollen und wunderbaren Menschen zu begegnen. Ich denke an Mario Mandzukic, Redondo oder Zé Roberto oder die vielen Anderen. Da ist die Nationalität Nebensache. Von dem Ex-Schalker Lincoln hat Heynckes einen Glückwunsch bekommen, der ihn tief berührt hätte. Lincoln schrieb, dass ich bei ihm fast eine Vaterrolle eingenommen habe. Da hat mir zum Beispiel ein Chinese, der inzwischen in Wuppertal heimisch geworden ist, 50 Atemschutzmasken geschickt, mit dem Wunsch, dass ich und meine Familie gesund bleiben sollten. Das geht mir nahe. Solche Reaktionen erfüllen mich mit Stolz und Dankbarkeit, betont Heynckes im „Kicker“. Natürlich hat Herr Wu von mir als Dankeschön ein Bayerntrikot und ein Trikot der Nationalmannschaft mit Unterschriften bekommen, betont Heynckes.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix