Thomas Schweitzer, der Vorstandsvorsitzende des Berliner Recycling-Unternehmens Alba, hat aus Anlass des heutigen Weltumwelttages darauf hingewiesen, dass Deutschland bei der Wiederverwertung von Rohstoffen seine frühere Führungsposition eingebüß habe.

Schweitzer erklärte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ für die am Freitag erscheinenden Ausgaben seiner Tageszeitungen, Deutschland habe die Wichtigkeit des Recycling früher entdeckt als andere Länder und habe das Themae vorangetrieben. Bei der Wiederverwendung von Ressourcen sei die Bundesrepublik Vorreiter und weltweit führend gesen. „Das ist inzwischen vorbei“, so Schweitzer.

Deutschland, so der 50 Jahre alte Unternehmer, habe seine Ansprüche, was das Recycling betreffe, zurückgeschraubt., besonders beim Recycling von Kunststoffen. Durch das neue Verpackungsgesetz und ehrgeizige Wiederwertungsquoten sei zwar wieder etwas mehr Schwung in das Thema gekommen, es mangele hier aber an wirksamen Kontrollen, klagte er. Das Verpackungsgesetz schreibe vor, dass von dem Abfall aus der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack, der in eine Sortieranlage komme, die Hälfte wiederverwertet werden, diese Quote werde im Jahr 2022 gar auf 58 Prozent erhöht. Er bezweifle, „dass sich alle Verwerter daran halten oder dazu technisch überhaupt in der Lage“ seien, sagte Schweitzer. Daher verlange er strengere Kontrollen der Sortieranlagen. Betriebe, die nicht den Vorgaben entsprächen, müssten dann entweder in moderne Technologie investieren“ oder aus dem Markt ausscheiden“. Die Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben dürfe „kein Kavaliersdelikt sein.“

Axel Schweitzer, der gemeinsam mit seinem Bruder die 1968 gegründete Alba Group leitet, forderte die Bundesregierung dazu auf, den Einsatz von recycelten Kunststoffen zukünftig in mehr Bereichen als bislang zu gestatten. Bis jetzt werde bei den Kunststoffen nur danach unterschieden, ob sie lebensmitteltauglich seien oder nicht. Dies verhindere den Einsatz von Recycling-Werkstoffen in vielen Bereichen, in denen er aber völlig unproblematisch sei. „Das halten wir für falsch“. Schweizer betonte, es spreche nichts zum Beispiel gegen den vermehrten Einsatz von wiederverwertetem Kunststoff im Bausektor oder beim Flugzeugbau. Ein „differenzierteres System“ zur Beurteilung von Kunststoffen als das bestehende sei erforderlich, wenn man mehr Recycling-Materialien einsetzen wolle. „Die aktuelle Regelung ist nicht mehr zeitgemäß“, so der Berliner Unternehmer.

Schweitzer bemängelte auch, die Marktpreise für Recyclingkunststoffe entsprächen oftmals nicht deren tatsächlichem Wert. Wiederverwendetes Plastik sei „wertvoller als neues, weil es eine wesentlich bessere CO2-Bilanz“ habe. Die Produktion von Recycling-Kunststoff spare, verglichen mit der Neuherstellung, „bis zu einer Tonne CO2 je Tonne Material ein“.

Axel Schweitzer führt die Alba Group gemeinsam mit seinem vier Jahre älteren Bruder Eric, der seit 2013 auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) ist. Alba ist in Europa und Asien tätig und gehört mit einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro und über 8.000 Mitarbeitern zu den weltweit führenden Recycling- und Umweltdienstleistungsunternehmen.

Redaktion poppress.de, A-1010413