Cem Özdemir betont den politischen Bildungsauftrag der allgemeinbildenden Schulen.

Der ehemalige Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, verweist in einem Interview mit dem „Deutschen Schulportal“ auf die Notwendigkeit einer verstärkten politischen Bildungsarbeit an deutschen Schulen. Es existieren gerade im Bereich der Demokratieschulung deutliche Defizite. Themen wie politischer Extremismus und religiös legitimierte Gewalt kommen in den aktuellen Lehrplänen zu kurz, betont der Grünen-Politiker. Die Black Lives Matters-Bewegung macht deutlich wie wichtig heute gesellschaftliche Diskurse zu Rassismus und Geschlechterrollen in der Gesellschaft sind. Der Bildungsauftrag der Schulen ist auch eine Persönlichkeitsbildung zu verantwortungsvollen und aktiven Staatsbürgern, die zu demokratischen Werten stehen.
Das Grundgesetz und die pluralistische Gesellschaftsordnung haben dabei ihren zentralen Platz in einer Gemeinschaftskunde, die den Jugendlichen Demokratie und Toleranz näherbringt. Die Attraktivität von Extremismus hängt auch mit einem fehlenden Wissen über unser Wertsystem zusammen. Natürlich hat hier auch die Thematisierung des Islamismus als Bedrohung seine Notwendigkeit und Berechtigung. Dass gerade dieses Thema religiöser Gewalt sich zu einem heiklen Gegenstand entwickelt hat, macht Özdemir nachdenklich. Verhältnisse wie in Frankreich und der Mord an Samuel Paty sind Zeichen, dass wir eine wehrhafte Demokratie brauchen, die für ihre Werte entschieden eintritt. Die Schule muss als Korrekturinstanz eingreifen, wenn Jugendliche mit Gewaltkulturen aufwachsen, die elementare Menschenrechte missachten. Engagierte Lehrer brauchen Unterstützung und die bedingungslose Rückendeckung, wenn sie Demokratieerziehung praktisch umsetzen. Angst und Gewalt dürfen nicht zum Alltag an unseren Schulen werden, fordert Özdemir.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix