Markus Haas, der Vorstandsvorsitzende der Telefónica Deutschland, spricht sich für eine neue Ausrichtung der deutschen Telekommunikations-Politik aus.

Haas erklärte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ für dessen am Dienstag erscheinende Zeitungen, es sollten in Zukunft keine Auktionen für Mobilfunk-Frequenzen mehr durchgeführt werden. In der Vergangenheit habe der Staat den Mobilfunk-Unternehmen hiermit viele Milliarden Euro genommen, die man vernünftiger in den Ausbau der Funknetze hätte investieren können. Haas sagte, man spreche hier von etwa 65 Milliarden Euro innerhalb der letzen 20 Jahre.

Allein bei der letzten Frequenz-Auktion im vergangenen Jahr hat der Staat eine Summe von insgesamt 6,55 Milliarden Euro eingenommen, die die Netzbetreiber Telefónica, Vodafone, Deutsche Telekom und Drillisch an den Staat zahlen müssen, wo das Geld dann in den allgemeinen Bundeshaushalt eingeht.

Andere Verfahren zur Vergabe der Frequenzen seien sinnvoller, meinte der Telefónica-Vorsitzende. Er verlangte, dass die 2023 und 2024 erforderlichen Verlängerungen der Lizenzen für die Funkfrequenzen schnellstmöglich, ohne eine Auktion und durch einen normalen Verwaltungsakt erfolgen werde. Dies schaffe auch Planungssicherheit für gegenwärtig notwendige Ausbauinvestitionen.

Haas schlug weiterhin vor, für die Beseitigung der immer noch vorhandenen „weißen Flecken“ auf der Landkarte der Breitbandversorgung, also schwach besiedelten Regionen, in denen sich ein Netzausbau für die Mobilfunkunternehmen nicht rentiert, auch ein Förderprogramm des Staates zum Einsatz zu bringen. Bisher hatte sich eine solche staatliche Förderung vor allem auf das Festnetz konzentriert.

Bei den zukünftigen Projekten mit der neuen, besonders schnellen 5G-Technologie werde technisches Know-how wieder verstärkt in Deutschland angesiedelt, meinte Haas. Zum Beispiel würden „Edge-Computing-Rechenzentren näher an die 5G-Sendestandorte gebracht. Dadurch erhöhen wir die Performance des Netzes“, erläuterte der Telefónica-Manager dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Ob und inwieweit beim Aufbau des neuen 5G-Netzes auch Bauteile des chinesischen Technologie-Unternehmens Huawei zum Einsatz kommen sollen, ist Thema kontrovers gefühter Diskussionen. Unter anderem die US-Regierung hat den Konzern im Verdacht, Spionage für chinesische Geheimdienste zu betreiben. Die Bundesregierung hat bis jetzt noch nicht über ein eventuelles Verbot der Nutzung von Huawei-Komponenten entschieden. Die Telefónica habe sich allerdings bereits darauf festgelegt, die Hälfte der Bauteile für die neuen Netze in Europa und die anderen 50 Prozent auf dem weltweiten Markt einzukaufen, erklärte Haas und fügte hinzu, grundsätzlich setze sein Unternehmen, dessen Hauptmarke O2 ist, sich „natürlich sehr gewissenhaft“ mit dem Problem auseinander, was es „im besonders sicherheitsrelevanten Teil“ seiner Infrastruktur mache, „also in unserem Kernnetz“. Hier werde die Telefónica recht bald eine Entscheidung für den weiteren Weg treffen. Er hoffe, so Haas, dass die Bundesregierung spätestens bis zum Herbst einen Rahmen festlegen werde, damit sein Unternehmen „grundsätzlich mit … Lieferanten weiterplanen“ könne.

Zur Corona-Krise sagte Haas, diese habe deutlich gemacht, dass neue, flexible Arbeitswelten mit Videokonferenzen und Home-Office sehr wohl möglich seien. Zwar werde es auch in der Zukunft immer noch Dienstreisen geben. Man werde sich aber „sehr genau überlegen, ob es sich lohnt, für ein Meeting von zwei Stunden von München nach Berlin und zurück zu fliegen“, ist sich der Manager sicher.

Die Entwicklung der heftig diskutierten Corona-App hält Haas für sinnvoll. Trotz der Erfolge bei der Eindämmung der Epidemie wisse momentan niemand wirklich, wie sich der Erreger weiter entwickeln werde. Wenn eine App eine zielgerichtete Nachverfolgung der Infektionsketten und damit die Eindämmung einer Ausbreitung der Epidemie ermögliche, dann „bringt das für alle einen großen Nutzen. Deshalb sollten wir uns die Zeit nehmen, um eine gute App zu entwickeln“, sagte Haas dem „Redaktionsnetzwerks Deutschland“.

Redaktion poppress.de, A-1010413