Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas appellierte, mehr Militärgerät zu senden. Sie wünschte sie sich eine schnelle Entscheidung über Taurus.

Die Regierungschefin des baltischen Staates sei sich bewusst, dass Berlin die Entscheidung selbst treffen müsse. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ bat sie jedoch darum, alles abzugeben, wozu die deutsche Regierung in der Lage ist.

Die bestmögliche militärische Ausstattung der Ukraine sei im Interesse der gesamten Europäischen Union. Es gehe darum, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Kallas machte deutlich, dass sie die Taurus-Marschflugkörper liefern würde, wenn sie dies zu entscheiden hätte. Das Verschieben der Entscheidung erhöhe die Opfer, welche die ukrainische Bevölkerung erleiden muss. Man müsse sich Russlands Strategie vor Augen führen. Sie basiert darauf, dass das Riesenreich die Schmerzen des Krieges länger aushalten könne als die Ukraine und ihre westlichen Partner. Kaja Kallas verglich den militärischen Konflikt mit einer Operation ohne Narkose. Für sie ist klar, dass Russland im Falle eines Sieges seine revisionistischen Ziele auch in anderen Ländern umsetzen würde. Der Westen dürfe nicht nachlassen, die Ukraine zu unterstützen. Die estnische Premierministerin erkennt in der NATO heute einen realistischeren Blick auf Moskau. Früher hätte sie häufig den Eindruck, dass die Sicherheitspolitik für viele Mitglieder des Militärbündnisses eher eine intellektuelle Spielerei sei. Während sie im Europäischen Rat mit anderen Regierungschefs zusammenkam, wurde den Balten gern eine gewisse Feindlichkeit gegen Russland vorgeworfen. Dies war nicht zutreffend. Für die Länder an der Ostsee hatte die Frage der Sicherheit an ihren Grenzen schon immer eine existenzielle Bedeutung. Trotz des geänderten Bewusstseins gäbe es noch viel zu tun. So geben viele Länder weiterhin für die Verteidigung keine zwei Prozent des BIP aus. Die estnische Regierungschefin machte deutlich, wie wichtig ein effektiver Schutz des Bündnisgebietes ist. Ohne ihn verlieren wir möglicherweise das Land, für das es sich lohnt, das eingesparte Geld zu investieren. 

Redaktion poppress.de, berufstouri