Politologe Herfried Münkler sieht im Ukraine-Krieg die Chance für Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), eine entscheidende Führungsrolle in Europa zu übernehmen – vergleichbar mit Kohls Zeit als Regierungschef.

Laut dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler zeigt sich bereits, dass Bundeskanzler Merz in der Ukraine-Frage eine führende Stellung in Europa einnimmt. Die erneuerte Ausrichtung der Bundeswehr auf die Verteidigung des Bündnisses und die gezielte Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Staats- und Regierungschefs, darunter Starmer und Macron, demonstrieren laut Münkler sein Engagement. Münkler prognostiziert, dass Merz‘ Vorgehen dazu führen könnte, dass künftig eine ausgewählte Führungsgruppe europäische Politik maßgeblich gestaltet – anstelle der bisherigen Einstimmigkeit aller 26 Mitgliedsstaaten.

Herfried Münkler schätzt, dass der Ukraine-Konflikt für Kanzler Merz eine historische Möglichkeit bietet, ähnlich wie es der sogenannte ‚Kohl-Moment‘ einst für Helmut Kohl war. Münkler betont, Merz habe mit der Stärkung der Bundeswehr und der Einbindung diverser europäischer Partner neue Impulse für eine europäische Führungsstruktur gesetzt. Diese Entwicklung könnte laut Münkler die bislang geforderte Einheit aller EU-Länder durch eine schlagkräftige Führungsgruppe ablösen und damit auch die legendäre Frage von Henry Kissinger nach einer europäischen Telefonnummer beantworten.
Zusätzliche Recherchen zeigen, dass viele Experten derzeit eine stärkere Führungsrolle Deutschlands und Frankreichs in der EU angesichts externer Bedrohungen fordern. Aktuelle Analysen heben die Herausforderungen einer neuen Machtbalance in Europa hervor, besonders im Kontext der anhaltenden Ukraine-Krise. Es wird diskutiert, wie der Zusammenhalt innerhalb der EU unter der Führung weniger Staaten gewahrt oder sogar gestärkt werden kann.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • Auf www.faz.net erscheint ein ausführlicher Leitartikel zur aktuellen Debatte um die europäische Verteidigungspolitik und die Rolle der deutschen Bundesregierung. Der Beitrag hebt hervor, wie die sicherheitspolitischen Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg neue Allianzen innerhalb der EU fördern und dass ein europäisches Kernteam um Deutschland und Frankreich zunehmend als politische Avantgarde agiert (Quelle: FAZ).
  • Die Süddeutsche Zeitung analysiert in einem aktuellen Beitrag die diplomatischen Aktivitäten zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien zur Unterstützung der Ukraine und betont die daraus wachsende politische Führungsrolle dieser Länder innerhalb der EU. Dabei werden auch Stimmen aus kleineren Mitgliedsstaaten berücksichtigt, die fürchten, an Einfluss zu verlieren (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
  • Spiegel Online beleuchtet in einer aktuellen Reportage, wie die Bundesregierung die Bundeswehrreform als Antwort auf die sicherheitspolitische Lage vorantreibt und dabei gezielt den Schulterschluss mit europäischen Partnern sucht. Der Text legt dar, dass damit Weichen für eine neue Hierarchie in der europäischen Sicherheitspolitik gestellt werden, was von internationalen Beobachtern teils kritisch, teils als notwendig bewertet wird (Quelle: Spiegel Online).

Redaktion poppress.de, gkleber