Christoph Heusgen, ehemaliger Regierungsberater und Diplomat, hat die Haltung des neuen NATO-Generalsekretärs Mark Rutte im Vorfeld des Trump-Putin-Gipfels scharf kritisiert.

Der erfahrene Diplomat und langjährige Berater von Angela Merkel, Christoph Heusgen, sprach sich gegen vorschnelle ukrainische Gebietsabtretungen aus. In einem Interview mit T-Online zeigte er sich irritiert über die Bereitschaft des NATO-Generalsekretärs Rutte, auf Russland zuzugehen, bevor Verhandlungen überhaupt begonnen haben. Rutte hatte kürzlich in einem US-TV-Interview angedeutet, eine Waffenruhe könne auch ukrainische Gebietsverluste beinhalten, die faktisch zwar von Moskau kontrolliert wären, aber völkerrechtlich nicht anerkannt. Heusgen verweist darauf, dass bei Verhandlungen keine Zugeständnisse im Vorfeld gemacht werden sollten. Ein Ergebnis des bevorstehenden Gipfels zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin hält Heusgen für wenig realistisch, da er Trump als unkalkulierbar und Putin als geschickten Verhandlungsführer sieht. Er warnt eindringlich vor einem möglichen transatlantischen Zerwürfnis, sollte Trump einen Deal zulasten der Ukraine und Europas eingehen. In diesem Fall müsste Europa seine Unterstützung für die Ukraine massiv ausweiten, möglicherweise unter deutscher Führung.

Christoph Heusgen betont, dass vorschnelle Kompromisse gegenüber Russland riskant seien und kritisiert insbesondere den neuen NATO-Generalsekretär Rutte für seine Öffnung gegenüber Moskau. Er hebt hervor, dass die Gefahr einer Spaltung des Westens steige, wenn US-Präsident Trump auf einen Deal mit Putin eingehe, der die Interessen der Ukraine und Europas missachte. Aktuell mehren sich in der internationalen Presse Stimmen, die ebenfalls vor einem Kurswechsel der USA gegenüber Russland warnen und das Risiko eines westlichen Zerwürfnisses thematisieren. Aus der jüngsten Berichterstattung geht zudem hervor, dass sowohl Europas Diplomaten als auch ukrainische Regierungsvertreter enge Abstimmungen fordern, um einen einseitigen Druck aus Washington oder Moskau entgegenzuwirken. Die aktuelle außenpolitische Unsicherheit wird laut Analysen auch durch innenpolitische Spannungen in den USA und ein sich wandelndes Sicherheitsumfeld in der EU verschärft. Die weitere Entwicklung wird eng mit dem Ausgang des bevorstehenden Gipfels und dem künftigen amerikanisch-russischen Verhältnis verknüpft sein.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • Der Spiegel berichtet, dass nach den Aussagen von Heusgen die ohnehin angespannte Stimmung zwischen den Alliierten weiter belastet wird. Europäische Staatschefs befürchten, dass sich Washington unter Trump aus der Unterstützung der Ukraine zurückzieht und dadurch Russlands Einfluss in Osteuropa steigt. Der Artikel betont, dass viele Staaten nun auf verstärkte Koordination mit der EU setzen, um die Verteidigungsfähigkeiten unabhängig von den USA zu stärken. Quelle: DER SPIEGEL
  • Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet die diplomatischen Reaktionen auf die Aussagen von Rutte und Heusgen. Sie hebt hervor, dass innerhalb der NATO eine neue Debatte über die rote Linie im Ukraine-Krieg entbrannt ist und mehrere Bündnispartner öffentliche Garantien für die territoriale Integrität der Ukraine fordern, während Washington und einige Westeuropäer bereit erscheinen, einen Kompromiss mit Russland in Erwägung zu ziehen. Solche Differenzen könnten laut dem Bericht zu einer Zerreißprobe für das Bündnis werden. Quelle: SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
  • ZEIT Online analysiert die aktuellen Machtverhältnisse im Vorfeld des Gipfels in Anchorage. Der Artikel schätzt Putins Ausgangsposition als stark ein, da Trump als unberechenbar gilt und Europa angesichts der amerikanischen Unklarheit eine führende Rolle in der Ukraine-Hilfe übernehmen müsse. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass gerade deutsche Diplomaten nun eine entscheidende Vermittlerposition zwischen Washington, Moskau und Kiew einnehmen könnten. Quelle: ZEIT ONLINE

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