Eine Einführung verpflichtender Altersverifikationen für digitale Angebote in Deutschland ist geplant.

Ein Sprecher des Bundesministeriums für Digitales und Modernisierung äußerte gegenüber den Funke-Medien, dass eine Altersüberprüfung auf digitalen Plattformen künftig zum Standard in Europa werden sollte. Bislang lassen die EU-Regularien eine verpflichtende Alterskontrolle – wie sie etwa das britische Online Safety Act vorsieht – noch nicht zu. Die Bundesregierung strebt jedoch an, dies zu ändern und möchte sich entsprechend des Koalitionsvertrages für verpflichtende Alterschecks sowie sichere Standardeinstellungen für Kinder und Jugendliche bei Internetdiensten einsetzen. Laut Ministerium steht Deutschland hierzu im Austausch mit der EU-Kommission und anderen europäischen Staaten, um eine praktikable und alltagstaugliche Lösung zu finden.

Die Linkenpolitikerin Donata Vogtschmidt betonte, verpflichtende Alterskontrollen nach britischem Modell seien mit erheblichen Eingriffen in die Privatsphäre verbunden und könnten wegen leichter Umgehungsmöglichkeiten keinen effektiven Jugendschutz garantieren. Vielmehr berge die massenhafte Erhebung sensibler Informationen neue Risiken. Die Linken-Abgeordnete Anne-Mieke Bremer sprach sich für bessere Aufklärung, Plattformverantwortung und wirksame Moderation statt großflächiger Datenspeicherung aus.

Auch Ralph Brinkhaus von der CDU/CSU mahnte, dass zentrale Identitätsprüfungen bei Internetdiensten die IT-Sicherheit und den Datenschutz bedrohen könnten, da die Gefahr von Datenlecks oder Cyberattacken stets bestehe, selbst bei hohen Sicherheitsstandards. Der britische Online Safety Act verlangt seit Juli Altersüberprüfungen anhand von Ausweisdokumenten und ähnlichen Mitteln auf Seiten mit potenziell schädlichen Inhalten.

Die Bundesregierung arbeitet daran, Alterskontrollen für digitale Plattformen verpflichtend zu machen, stößt dabei jedoch auf juristische und technische Hürden im Rahmen des EU-Rechts. Experten und Politikerinnen verschiedener Parteien äußern starke Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und verweisen auf einfache technische Möglichkeiten, Altersverifikationen zu umgehen. In Großbritannien gilt bereits der Online Safety Act, der vergleichbare Maßnahmen vorsieht, jedoch werden dort wie auch in Deutschland große Zweifel an deren Wirksamkeit und Sicherheit laut.

Darüber hinaus wurden in den letzten Tagen weitere Aspekte in der Kommentierung und Berichterstattung aufgegriffen: Die Europäische Kommission signalisiert Gesprächsbereitschaft, bremst aber die Erwartungen hinsichtlich einer schnellen Änderung der Rechtslage. Datenschützer warnen weiterhin davor, dass mit zentralen Altersverifikationen neue Überwachungsstrukturen geschaffen werden könnten, die über den Jugendschutz hinausgehen (Quelle: [Zeit Online](https://www.zeit.de)). Parallel setzt die Bundesregierung auf flächendeckende Bildungsinitiativen zur Stärkung der Medienkompetenz bei Kindern sowie Kampagnen zur Aufklärung über Risiken im Netz (Quelle: [FAZ](https://www.faz.net)). Schließlich werfen Vertreter der Gaming- und Digitalbranche die Frage auf, ob technische Lösungen nicht flexibler und mit weniger Eingriffen gestaltet werden könnten (Quelle: [t3n](https://t3n.de)).

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • 1. Ein aktueller Beitrag auf Zeit Online beleuchtet die geplanten Altersverifikationen kritisch: Er thematisiert, dass die rechtlichen Voraussetzungen auf EU-Ebene kaum kurzfristig geschaffen werden können und dass es weiterhin gravierende Risiken für den Datenschutz gibt. Zudem äußern sich verschiedene Expertengruppen skeptisch bezüglich der praktischen Umsetzbarkeit und warnen vor einem kontraproduktiven Vertrauensverlust in die digitalen Angebote. (Quelle: Zeit Online)
  • 2. Ein ausführlicher Artikel der FAZ behandelt den politischen Diskurs in Berlin und Brüssel: Es wird anschaulich gemacht, dass insbesondere die SPD und Grüne im Bund alternative Jugendschutzmaßnahmen favorisieren und dabei auf Medienkompetenzförderung setzen. Die EU-Kommission wird als zurückhaltend bezüglich weitreichender Regulierungen charakterisiert, während verschiedene Datenschutzorganisationen vor einem Übermaß an Datensammlung warnen. (Quelle: FAZ)
  • 3. Ein Hintergrundbericht auf t3n.de berichtet von Start-Ups und Tech-Unternehmen, die innovative Verfahren zur Alterskontrolle erproben. Diese setzen verstärkt auf KI-basierte Altersabschätzung per Gesichtserkennung oder auf anonyme Token-Modelle, die ohne dauerhafte Datenspeicherung auskommen sollen. Die Tech-Branche fordert laut dem Artikel verstärkte Investitionen in solche Technologien und einen engeren Austausch zwischen Politik und Wirtschaft. (Quelle: t3n.de)

Redaktion poppress.de, gkleber