Im ersten Quartal 2025 verzeichnen Statistiker einen unerwartet starken Zuwachs des Energieverbrauchs in Deutschland.
Wie aus Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hervorgeht, dürften in Deutschland zwischen Januar und März 2025 rund 3.151 PJ (Petajoule) Energie verbraucht sein. Dies entspräche einem Äquivalent von 107,5 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten und wäre ein Anstieg um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Die Gründe benennen die Experten gleich mit: Demnach spielte das Wetter eine maßgebliche Rolle. Mangels ausreichender Sonneneinstrahlung und Wind musste die Erzeugung erneuerbarer Energien verstärkt durch fossile Energieträger ergänzt (substituiert) werden. Da thermische Kraftwerke einen geringeren Wirkungsgrad als erneuerbare Energien haben, erhöhte sich zwangsläufig der Verbrauch von Primärenergie. Gleichzeitig führte die im Vergleich zum ersten Quartal 2024 deutlich kühlere Witterung zu einer erhöhten Nachfrage nach Wärmeenergie. Bei Herausrechnung dieses Witterungseffekts wäre allerdings der Energieverbrauch immer noch um 3,5 Prozent gestiegen. Der wetterbedingten Steigerung steht eine geringere Nachfrage aufgrund der schwachen Wirtschaftsentwicklung gegenüber. Auch fehlte im Vorjahr ein Schalttag, was geringfügig den Verbrauch senkte.
Die Preisentwicklung einzelner Energieträger weist teilweise erhebliche Unterschiede aus. Die AG Energiebilanzen konnte von dieser Tatsache differenzierte Impulse für die Verbrauchsentwicklung ableiten. So begünstigte ein sinkender Rohölpreis den Mehrverbrauch im Verkehrssektor. Gleichzeitig stockten Immobilienbesitzer ihre Heizölvorräte auf. Auch der Importpreis für Steinkohle sank im Vergleich zum Vorjahresquartal, was die Wettbewerbsposition von Kohle auf dem Energiemarkt verbesserte. Die Erdgaspreise hingegen stiegen, was auch die Preise für Wärme, Strom und gasbetriebene Produktionen erhöhte.
Der pauschale Zusammenhang lässt sich gut mit einzelnen Zahlen belegen: Mineralöl wurde im ersten Quartal 2025 um 4,0 Prozent mehr verbraucht als im Vergleichszeitraum 2024. Bei Ottokraftstoff betrug der Anstieg fünf Prozent, bei Diesel waren es 2,6 Prozent. Flugkraftstoff (Kerosin) wurde etwas weniger nachgefragt, der Rückgang liegt bei 0,8 Prozent. Die chemische Industrie orderte wiederum um 3,7 Prozent mehr Rohbenzin. Leichtes Heizöl verzeichnete eine kräftige Steigerung um über 20 Prozent, was mit der Heizölbevorratung zusammenhängt.
Einen Zuwachs von 11,6 Prozent verzeichnete der Erdgasverbrauch, was mit dem sehr kalten Februar 2025 zusammenhängt. Das Erdgas wurde vor allem für Heizzwecke vermehrt nachgefragt, musste aber auch in Gaskraftwerken die schwache Stromerzeugung durch Wind und Sonne kompensieren. Eine positive Nachricht ist der stärkere Erdgasbezug durch Industrien, deren Produktion mit Gas funktioniert. Dies ist ein Indiz für eine wieder anziehende Konjunktur.
Aufgrund der rückläufigen Stromeinspeisung aus Solar- und Windenergieanlagen sowie Wasserkraftwerken mussten Steinkohlekraftwerke ihre Produktion deutlich erhöhen. Dementsprechend stieg der Steinkohlenverbrauch im ersten Quartal 2025 in Kraftwerken um 33 Prozent und insgesamt um fünf Prozent. Die erhebliche Differenz im Gesamtbild lässt sich mit der geringeren Nachfrage (14 Prozent) der Eisen- und Stahlindustrie erklären, deren Roheisenproduktion nach wie vor sinkt. Die Produzenten wandern zunehmend in Länder mit günstigeren Standortbedingungen ab, zu denen auch deutlich niedrigere Energiepreise gehören.
Immer noch spielt in Deutschland die Braunkohle eine gewisse Rolle. Ihr Verbrauch stieg im ersten Quartal des Jahres um 6,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das bedeutet vor allem, dass konventionelle Kraftwerke für die allgemeine Versorgung nach wie vor unverzichtbar sind und bei den erneuerbaren Energien mit einer hohen Volatilität zu rechnen ist.
Deutschland importiert und exportiert Strom im europäischen Energienetz. Die Importe stiegen im ersten Quartal 2025 um etwas über 15 Prozent, sie betrugen 19 Milliarden Kilowattstunden. Diesen standen Ausfuhren von 16,2 Milliarden Kilowattstunden gegenüber, was ein Minus von 5,6 Prozent bedeutet. Insgesamt erwirtschafteten die deutschen Energieerzeuger einen Importüberschuss von fast 2,8 Milliarden Kilowattstunden, was einem energetischen Äquivalent von zehn Petajoule entspricht.
Erneuerbare Energien wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres um 3,2 Prozent weniger erzeugt und verbraucht als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Windstromerzeugung sank stark um immerhin 30 Prozent, doch auch die Wasserkraft verzeichnete einen Rückgang um 23 Prozent.
Der wetterbedingte Rückgang der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und der damit verbundene verstärkte Einsatz von fossilen Brennstoffen für die Strom- und Wärmeversorgung hat die deutsche Klimabilanz leider verschlechtert. Nach den überschlägigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen erhöhten sich die energiebedingten CO₂-Emissionen um rund elf Millionen Tonnen, was einem Anstieg um sieben Prozent entspricht.
Redaktion poppress.de, A-055824
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