Peter Adrian, Leiter des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, dämpft die Hoffnungen auf deutliche Entlastung durch einen Industriestrompreis für die Wirtschaft.
In einem Gespräch mit der ‚Rheinischen Post‘ äußerte Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Zweifel am langfristigen Nutzen des vorgeschlagenen Industriestrompreises. Er hob hervor, dass nur rund die Hälfte des Stromverbrauchs ausgewählter Firmen subventioniert werden könne, und das unter erheblichen EU-Auflagen und zusätzlichen Kosten. Laut Adrian beseitige das Modell nicht das Grundproblem, dass die Energiepreise in Deutschland vielfach höher sind als beispielsweise in den USA. Die Reduzierung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe bezeichnet er als bloße Fortsetzung des Bisherigen. Adrian lobte die pragmatischeren Ansätze der neuen Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, insbesondere die Unterstützung für Gas-Kraftwerke als Brückentechnologie sowie die Freigabe von Projekten zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), die für viele Industriezweige entscheidend seien, um Klimaneutralität zu erreichen. Adrian kritisierte dabei die bisherige Politik, vor allem unter Robert Habeck, als zu stark von staatlichen Eingriffen geprägt, was zu ineffizienten und teuren Lösungen geführt habe, etwa beim schnellen Kohleausstieg. Der Weltklimarat erkennt das Instrument CCS als notwendig für bestimmte Industrien, warnt jedoch davor, Emissionsvermeidung dadurch zu verzögern. Bisher ist CCS aufgrund hoher Kosten und schwieriger Umsetzung deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die dauerhafte Speicherung von CO2 bleibt zudem ein technisches Risiko.
Die Debatte um den Industriestrompreis bleibt weiterhin kontrovers. Während Teile der Industrie über eine gezielte Entlastung diskutieren, sehen Experten und Interessenverbände wie der DIHK im aktuellen Vorschlag nur einen befristeten und begrenzten Effekt. Die Integration von Gaskraftwerken und die Ermöglichung von CCS-Technologien sind wichtige Bausteine der aktuellen Energiepolitik. Gleichzeitig zeigen aktuelle Branchenberichte, dass die hohen Energiepreise ein Standortnachteil bleiben und viele Unternehmen zunehmend auf energieeffiziente Produktionsprozesse und größere Flexibilität in der Strombeschaffung setzen. Neue Maßnahmen, wie der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien und innovative Speicherlösungen, werden als zentrale Hebel betrachtet, um sowohl Versorgungssicherheit als auch wettbewerbsfähige Strompreise zu gewährleisten. Die Skepsis des DIHK hat also ein breites Fundament, da sowohl EU-Regulierung als auch technische und wirtschaftliche Herausforderungen weiter bestehen. Das Thema CCS bleibt politisch umstritten und technologisch noch nicht ausgereift, bekommt aber im Rahmen der Klimaneutralitätsdebatte neue Dynamik. Studien und Artikel der letzten 48 Stunden betonen immer wieder die Unsicherheit bei der künftigen Gestaltung der Industriestrompreise sowie die Notwendigkeit eines industriepolitischen Gesamtkonzepts.
- Ein ausführlicher Beitrag der Süddeutschen Zeitung hebt hervor, dass die Industrie weiterhin unter extrem hohen Strompreisen leidet. Viele Unternehmen fordern eine schnelle, unbürokratische Lösung und warnen vor Standortverlagerungen ins Ausland, während die Bundesregierung an einer Kompromisslösung arbeitet. Der Artikel betont die Unsicherheiten für den Standort Deutschland und die Herausforderungen in der Abwägung von Beihilferecht und Industriestabilität. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
- Die Frankfurter Allgemeine Zeitung analysiert die Debatte um den Industriestrompreis im Lichte der europäischen Wettbewerbspolitik. Kritisiert werden die zahlreichen bürokratischen Hürden und Unklarheiten bei der praktischen Umsetzung, während gleichzeitig auf die Notwendigkeit verwiesen wird, durch Innovation und Investitionen in neue Technologien die Energiepreise dauerhaft zu senken. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle von CCS und Gaskraftwerken als Übergangsbrücken in die Klimaneutralität. (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung)
- Ein aktueller Bericht des Magazins t3n behandelt, wie Unternehmen aktiv an der Entwicklung künftig günstiger und klimaneutraler Stromversorgungslösungen arbeiten. Vorgestellt werden Startups und etablierte Akteure, die an flexiblen Stromabnahmeverträgen und energieeffizienten Produktionsprozessen forschen. Die Studie macht deutlich, dass Innovationskraft und Digitalisierung entscheidende Treiber für eine erfolgreiche Energiewende und Wettbewerbsfähigkeit bleiben. (Quelle: t3n)
Redaktion poppress.de, gkleber
Kommentare