Im ersten Halbjahr 2025 wurden deutlich mehr Plug-in-Hybride aus China nach Europa exportiert.
Nach Auswertungen von Dataforce, über die das ‚Handelsblatt‘ berichtet, haben die chinesischen Marken BYD, MG und Lynk&Co im Zeitraum Januar bis Juni 2025 fast 33.000 Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) in der EU verkauft – das entspricht einem Zuwachs von 364 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Werden weitere Hybridfahrzeuge einbezogen, fällt der Anstieg noch deutlicher aus. Hintergrund ist, dass seit Oktober 2024 Strafzölle von bis zu 45 Prozent auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge gelten, diese jedoch derzeit PHEVs nicht betreffen. Daher konzentrieren sich viele chinesische Hersteller stärker auf den Vertrieb von Plug-in-Hybriden in Europa. Analyst Charles Lester von Rho Motion bestätigt eine veränderte Vertriebsstrategie der chinesischen Autobauer, da PHEVs aktuell nicht unter die neuen Ausgleichszölle fallen. In der EU wird nun diskutiert, auch Plug-in-Hybride von den höheren Zöllen betroffen zu machen, um den einheimischen Markt besser zu schützen. Der Grünen-Politiker Michael Bloss betonte, dass ohne eine Ausweitung der Strafzölle die europäische Industriepolitik gefährdet sei. Die EU-Kommission ist eigenen Angaben zufolge zu weiteren Gesprächen mit China über die Zölle bereit, äußerte sich bislang aber nicht konkret zur PHEV-Frage.
Der rasante Anstieg chinesischer Plug-in-Hybrid-Verkäufe in der EU ist eine unmittelbare Folge der seit Oktober 2024 geltenden Strafzölle gegen chinesische Elektroautos. Viele Hersteller umgehen die Zölle, indem sie auf PHEV-Modelle setzen, die bislang von der Regelung ausgenommen sind. Die Debatte um eine Ausweitung der Zölle auch auf Plug-in-Hybride gewinnt in der europäischen Politik an Fahrt, um Wettbewerbsnachteile für die europäische Autoindustrie zu verhindern.
Ergänzend zeigen aktuelle Berichte, dass insbesondere chinesische Hersteller wie BYD und MG von der PHEV-Nachfrage profitieren, da sie ausgereifte Plug-in-Technologien anbieten und preislich oft unter europäischen Wettbewerbern liegen. Während europäische Autobauer versuchen, aufzuschließen, warnen Branchenverbände vor Marktverzerrungen und zunehmendem Wettbewerbsdruck. Die EU-Kommission prüft angesichts der Entwicklungen, ob weitere Regulierungsmaßnahmen oder Zölle auf die gesamte Bandbreite an teil-elektrifizierten Fahrzeugen notwendig werden könnten.
- Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung hebt hervor, dass der schnelle Erfolg chinesischer Plug-in-Hybride in Europa das Ergebnis einer strategischen Anpassung an EU-Schutzzölle ist. Die Chinesen nutzen die günstigen Marktbedingungen für PHEVs aus, während die EU-Kommission den Druck aus der Industrie verspürt, auch diese Fahrzeuge mit Schutzmaßnahmen zu belegen. Experten sehen darin eine Herausforderung für den Hochlauf der europäischen Elektromobilität, da chinesische Anbieter Marktanteile gewinnen. Quelle: Süddeutsche Zeitung
- Laut Spiegel Online versuchen europäische Hersteller sowohl politisch Einfluss auf die Zollpolitik zu nehmen als auch technisch mit neuen Hybrid- und Elektro-Modellen aufzuholen. Im Bericht wird betont, dass die Preisdynamik vor allem günstige chinesische Marken bevorzugt und mit neuen Modell-Launches viele Käufer anzieht, wodurch ein intensiver Preiskampf entsteht. Das könnte zu einer Konsolidierung unter europäischen Herstellern führen, wenn die EU keine weiteren Maßnahmen beschließt. Quelle: Spiegel Online
- Die Zeit berichtet, dass nicht nur die im Artikel genannten Unternehmen von der Nachfrage profitieren, sondern auch kleinere chinesische Autohersteller ihre Angebote schnell ausweiten. Gleichzeitig warnt der Branchenverband ACEA vor Risiken für europäische Arbeitsplätze, wenn der Marktzugang weiterhin so offen bleibt. Aus Sicht europäischer Politiker müsse daher ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen offenem Wettbewerb und dem Schutz der heimischen Industrie vor unfairen Praktiken. Quelle: Die Zeit
Redaktion poppress.de, gkleber
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