Trotz der Ankündigung, US-Hilfen für HIV/Aids-Programme einzuschränken, sieht die Leiterin von UNAIDS, Christine Stegling, weiterhin Chancen für amerikanische Unterstützung – hofft dabei auf den parteiübergreifenden Konsens in den USA.

Die Leiterin von UNAIDS, Christine Stegling, betont gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass es weiterhin die Hoffnung gibt, dass die Regierung von Donald Trump sich nicht komplett aus der globalen Aids-Bekämpfung zurückzieht. Traditionell herrschte in den Vereinigten Staaten bisher Einigkeit zwischen Republikanern und Demokraten, was die Unterstützung dieser Maßnahmen betrifft. Stegling äußerte jedoch die Befürchtung, dass die verbleibenden Gelder möglicherweise aus ideologischen Gründen nur noch eng begrenzten Zielgruppen zugutekommen könnten – beispielsweise beschränkten sich die Förderungen dann überwiegend auf die Prävention der Übertragung von HIV von Müttern auf ihre Kinder. Laut Stegling ist diese Arbeit zwar sehr wichtig, stelle jedoch nur einen Teil der Aufgabe dar. Außerdem kritisierte sie, dass Daten zu homosexuellen und trans Menschen nicht mehr ausreichend erfasst würden, wodurch diese Gruppen besonders gefährdet seien. Die USA stellten bisher über 70 Prozent der weltweiten Finanzierungen für HIV/Aids-Programme bereit, rund die Hälfte des UNAIDS-Budgets stamme aus dem US-Programm PEPFAR. Stegling warnte, dass eine Kürzung der US-Mittel schwerwiegende Folgen haben würde – sie rechnet bis 2030 mit bis zu vier Millionen zusätzlichen Aids-Todesfällen und sechs Millionen weiteren HIV-Infektionen. Insgesamt bezeichnete Stegling die geplante Reduzierung als schweren systemischen Schock für die globale Gesundheitsversorgung.

Die globale HIV/Aids-Bekämpfung steht vor einer ernsten Herausforderung, da die USA bisher als Hauptfinanzier agierten, doch das Weiße Haus unter Donald Trump plant nun drastische Kürzungen der finanziellen Unterstützung. Die Leiterin von UNAIDS weist auf die Gefahr hin, dass Gelder künftig fast ausschließlich für die Mutter-Kind-Übertragungsprävention eingesetzt werden und marginalisierte Gruppen wie Schwule und Transpersonen aus den Programmen herausfallen könnten. Sollte die Finanzierung tatsächlich stark reduziert werden, droht eine erhebliche Verschlechterung der weltweiten Versorgung und Vorsorge, was zu Millionen zusätzlichen Todesfällen und Neuinfektionen führen könnte.

Aktuelle Recherchen zeigen, dass in den letzten Tagen insbesondere die Debatte um die internationale Gesundheitsfinanzierung erneut aufgeflammt ist. So meldet die Süddeutsche Zeitung am 26. Juni, dass mehrere Entwicklungsländer bereits konkret Budgetkürzungen im Gesundheitsbereich spüren und von Verzögerungen in der Medikamentenauslieferung betroffen sind. Die Zeit berichtet aktuell über die Sorge internationaler NGOs, dass sich durch nationale Abschottungspolitik der Trend zu staatlichen Entwicklungsmittelkürzungen sogar noch verstärken könnte. Die FAZ analysiert, dass der Rückzug der USA nicht nur finanzielle, sondern auch politische Signale setzt: Viele kleinere Geberländer könnten sich ohne amerikanische Leadership ebenfalls zunehmend zurückziehen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • Die Süddeutsche Zeitung beschreibt in einem aktuellen Artikel, dass insbesondere afrikanische Länder wie Nigeria und Uganda bereits heute Budgetausfälle bei HIV-Programmen beklagen und Tausende Patienten auf lebenswichtige Medikamente warten müssen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
  • Die Zeit betrachtet die Rückwirkungen der amerikanischen Sparpläne aus der Perspektive internationaler NGOs, die zunehmend Schwierigkeiten haben, Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Gruppen aufrecht zu erhalten, da Regierungen in Europa und Asien mit eigenen Etatproblemen kämpfen (Quelle: Zeit Online).
  • Die FAZ beleuchtet die politischen Konsequenzen eines Rückzugs der USA aus der globalen Aids-Bekämpfung und weist darauf hin, dass dadurch die gesamte multilaterale Zusammenarbeit unterminiert werden könnte – nicht zuletzt in anderen Gesundheits-, Umwelt- und Sicherheitsfragen (Quelle: FAZ).

Redaktion poppress.de, gkleber