Das vom Bundeskabinett am Mittwoch beschlossene neue Jugendschutzrecht wird von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) als ungenügend kritisiert.

DAKJ-Generalsekretär Hans-Iko Huppertz sagte gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ in der Ausgabe für Donnerstag, 15.10.2020, mit Blick auf die stetig steigenden Nutzungszeiten bei den digitalen Medien steige auch die Suchtgefahr durch Online-Spiele und es werde deshalb dringend eine Nachbesserungen gefordert.

Zum Beispiel sei eine Beschränkung auf Online-Spiele in Bezug auf das Alter wichtig. Durch die Anbieter müsse sichergestellt werden, dass jeder Nutzer ein bestimmtes Alter habe. Dazu brauche es eine formale, technische Kontrolle beim Zugang erklärte der Professor. Hintergrund der Forderungen des Mediziners sind die Beobachtungen in Beratungsstellen und Praxen welche zeigen, dass Kinder und Jugendliche im laufenden Jahr, trotz den Beschränkungen aufgrund von Covid-19 im öffentlichen Leben, bis zu fünfzig Prozent mehr Zeit als vor der Pandemie vor dem Computer verbracht haben.
Die Covid-19-Pandemie sowie die politischen Reaktionen darauf hätten zu einer massiv erhöhten Suchtgefahr geführt, so Hans-Iko Huppertz. Seiner Meinung nach haben digitale Spiele für Kinder und Jugendliche ihre Berechtigung, jedoch müsse der Umgang damit geübt und kontrolliert werden. Unabhängig vom Milieu und der Mühe könnten die Eltern dies in den meisten Fällen nicht bewerkstelligen, sodass der Staat Unterstützung leisten müsse, sagte der Mediziner.

Der Generalsekretär der DAKJ hat eine verbindliche Information bezüglich der Gefahren von sämtlichen digitalen Angeboten an Spielen angeregt, weil das Gesetz zum Schutz der Jugend dahingehend unzureichend sei. Als Vorschlag nennt der Professor einen „Gamescore“, welcher für alle Beteiligten allfällige Bedenken in Bezug auf die Inhalte klar ausweist. Dabei könnten Bewertungen von Erotik und Gewalt einfließen. Weiter sagte der Mediziner, dass das Suchtpotential von Spielen unabhängig klassifiziert und bewertet werden sollte, sei ihm besonders wichtig und weist darauf hin, dass die Anbieter mit der Einbindung von Psychologen gezielt Elemente in die Spiele einbauen würden, welche in die Abhängigkeit führen. Hans-Iko Huppertz hat gewarnt, dass man hierbei nicht wehrlos zusehen dürfe. Aus medizinischer Sicht wäre, mit dem Blick auf die massive Suchtproblematik, welche auch junge Erwachsene betreffe, eine Altersgrenze von 25 Jahren sinnvoll, wobei dies rechtlich wohl illusorisch sei.

Die Dachorganisation DAKJ in Deutschland beinhaltet sämtliche wissenschaftlichen und berufsständischen Gesellschaften von der Kinder- und Jugendmedizin, unter anderem den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sowie die beiden deutschen Gesellschaften für Kinder- und Jugendmedizin und Sozialpädiatrie und Jugendmedizin.

Redaktion poppress.de, Ever True Smile