Nach dem vorzeitigen Abgang von Bahnchef Richard Lutz übt Verkehrsausschuss-Chef Tarek Al-Wazir (Grüne) scharfe Kritik an Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU): Die Bahn brauche mehr finanzielle Unterstützung.

Wie die ‚Rheinische Post‘ berichtete, monierte Al-Wazir, dass trotz eines Sondervermögens von 500 Milliarden Euro im aktuellen Haushaltsentwurf nicht genügend Finanzmittel für den dringend nötigen Aus- und Neubau der Bahn vorgesehen sind. Seiner Ansicht nach scheitert die schwarz-rote Bundesregierung daran, der Bahn klare Investitionspriorität zu geben, unabhängig von Personalwechseln an der Spitze. Al-Wazir betonte, ein bloßer Führungswechsel oder die Entlassung von Personal könne eine durchdachte Strategie nicht ersetzen und die Herausforderungen der Bahn nicht lösen. Verkehrsminister Schnieder hatte erst kürzlich die einvernehmliche Beendigung von Lutz‘ Vertrag verkündet.

Al-Wazir sieht den Rücktritt von Richard Lutz nicht als Lösung, sondern kritisiert, dass die Bundesregierung weiterhin zu wenig in die Bahn investiert. Die politische Diskussion um die Finanzierung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur hat sich zuletzt verschärft – thematisiert werden insbesondere Verspätungen, Investitionsstau und notwendige Modernisierungen. Laut aktuellen Medienberichten steht Deutschland aufgrund von maroden Brücken, einem veralteten Stellwerksystem und nicht ausreichendem Ausbau des Netzes vor erheblichen Problemen, was vor allem Pendler und Güterverkehr spüren. Zahlreiche Fachverbände wie der VDV und Bündnisse wie Allianz pro Schiene fordern schon länger konkrete Strategien und vorgezogene Investitionen, um die Bahn als Rückgrat der Verkehrswende zu stärken. International wird Deutschland im europäischen Vergleich wegen schleppender Modernisierung und vergleichsweise niedriger Netzdichte oft kritisiert – aktuell wächst auch der politische Druck, Prozesse und Prioritäten rund um die Bahn grundlegend zu reformieren.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • Laut einem ausführlichen Artikel der Süddeutschen Zeitung wird nach dem Abgang von Bahnchef Richard Lutz besonders die schlechte Infrastruktur als zentrales Problem der Deutschen Bahn hervorgehoben, wobei Experten darauf bestehen, dass milliardenschwere Investitionen sowie eine deutliche politische Priorisierung erforderlich sind, um die Bedeutung des Schienenverkehrs für die Klimaziele zu erfüllen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
  • Die Zeit berichtet, dass die anhaltenden Verspätungen und der Zustand der Bahnnetz-Infrastruktur nicht nur auf Managementfehler zurückzuführen sind, sondern vor allem auf jahrzehntelange Unterfinanzierung und politische Versäumnisse, die eine umfassende Reform des gesamten Verkehrssystems fordern (Quelle: Die Zeit).
  • In der FAZ wird die Debatte rund um den Bahnchef-Wechsel genutzt, um grundsätzlich das Verhältnis zwischen Politik und Bahnführung zu hinterfragen; im Fokus steht die Forderung nach einer klaren Strategie für Modernisierung, Netzausbau und verlässlicher Finanzierung, damit Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Redaktion poppress.de, kgause