Eine aktuelle Analyse rechnet bis 2045 mit einer erheblichen Zunahme des Stromverbrauchs in Deutschland.
Laut einer umfassenden Untersuchung des Beratungsunternehmens „Path to Zero“, über die das „Handelsblatt“ in seiner Donnerstagsausgabe berichtet, wird der Strombedarf in Deutschland selbst bei gebremstem Ausbau von E-Mobilität und Wärmepumpen sowie hohen Wasserstoffimporten deutlich ansteigen. Demnach dürfte der Jahresverbrauch bis 2045 auf 881,5 Terawattstunden steigen – im Vergleich zu derzeit rund 500 Terawattstunden. Diese Prognose steht im Einklang mit weiteren Veröffentlichungen, etwa von Agora Energiewende, McKinsey, EnBW und Epico, die alle eine steigende Nachfrage und eine notwendige Erhöhung der Erneuerbaren-Energien-Erzeugung unterstreichen. Einzelheiten der Studien variieren, jedoch herrscht Einigkeit über die Zubau-Notwendigkeit, insbesondere bei Solarenergie. Selbst bei konservativen Annahmen wie in der EnBW-Studie (254 Gigawatt Photovoltaik bis 2045) müssten die jährlichen Zubauraten mindestens konstant bleiben. Die politische Diskussion über das Tempo des Ausbaus hält an, nicht zuletzt vor dem Hintergrund geringerer Wachstumsprognosen, weswegen Wirtschaftsministerin Reiche (CDU) derzeit ein „Energiewende-Monitoring“ vorantreibt, das Ende August vorgestellt werden soll.
Die jüngste Analyse von „Path to Zero“ prognostiziert, dass der Strombedarf Deutschlands bis 2045 selbst unter optimistischen Annahmen um etwa 75 % steigen wird, was auf zusätzliche Nachfrage durch neue Technologien und Sektoren zurückzuführen ist. Auch aktuelle Studien anderer Institute wie Agora Energiewende und McKinsey bestätigen den Trend; sie verweisen zudem auf die Mammutaufgabe, die Versorgungssicherheit bei wachsendem Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien sicherzustellen. Hinzu kommen Herausforderungen durch einen schleppenden Netzausbau und die Notwendigkeit weiterer politischer Maßnahmen; auch in aktuellen Presseberichten wird kontrovers über die Wege und Prioritäten der Energiewende, besonders im Bereich Solar- und Windkraftausbau, diskutiert.
- 1. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die Umsetzung der Energiewende aktuell verlangsamt sei, unter anderem wegen zunehmender bürokratischer Hürden, Netzengpässen und widersprüchlicher politischer Vorgaben, und fordert eine entschlossenere Ausbaustrategie für erneuerbare Energien. Auch der Fachkräftemangel und lange Planungsverfahren stellen laut aktuellen Interviews mit Branchenvertretern erhebliche Probleme dar. [Quelle: Süddeutsche Zeitung]
- 2. Die FAZ analysiert die Herausforderungen, die der steigende Strombedarf mittelfristig an Deutschlands Versorgungssicherheit stellt, und beleuchtet Pläne für einen beschleunigten Ausbau der Netzinfrastruktur inklusive der Integration von Speichern und grenzüberschreitender Verbindungen. Gleichzeitig wird berichtet, wie die Bundesregierung neue Förderprogramme plant und internationale Kooperationen ausbaut. [Quelle: FAZ]
- 3. Spiegel Online diskutiert die wachsende Unsicherheit bei Investitionen in Wind- und Solarprojekte angesichts sinkender Preise, gestiegener Zinsen und wechselnder politischer Rahmenbedingungen; Investoren zeigen sich laut Branchenumfrage zunehmend zurückhaltend. Trotzdem bestätigen Experten, dass ein deutlicher Zubau von erneuerbaren Kapazitäten für die Dekarbonisierung weiterhin unerlässlich ist. [Quelle: Spiegel Online]
Redaktion poppress.de, kgause
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