Die meisten deutschen Unternehmen beabsichtigen, ihre Homeoffice-Regelungen in naher Zukunft beizubehalten oder sogar auszuweiten.
Trotz gewisser Vorbehalte gegenüber einigen Aspekten des Arbeitens von zu Hause haben Unternehmen in Deutschland nach wie vor eine positive Einstellung zum Homeoffice, wie eine aktuelle Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigt. Der Einsatz von Homeoffice stagniert seit der Corona-Krise auf hohem Niveau, und laut Studienleiter Daniel Erdsiek ist auch in den kommenden zwei Jahren kein signifikanter Rückgang zu erwarten – vielmehr könnte sich der Anteil der Homeoffice-Arbeitsplätze sogar erhöhen. Derzeit erlauben 80 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft und jedes zweite Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe zumindest tageweise Homeoffice, wobei insbesondere größere Betriebe dies fast flächendeckend ermöglichen.
Etwa zehn Prozent der befragten Firmen möchten ihre Homeoffice-Optionen reduzieren oder abschaffen, während bis zu einem Drittel plant, die Möglichkeiten der Heimarbeit auf mehr Mitarbeitende auszuweiten. Selbst Unternehmen ohne bisheriges Homeoffice-Angebot erwägen größtenteils eine Einführung. Besonders geschätzt werden von den Unternehmen die positiven Wirkungen auf die Arbeitszufriedenheit und das Recruiting von Fachkräften. Allerdings gibt es gemischte Meinungen hinsichtlich der Mitarbeiterbindung und insbesondere Skepsis bezüglich der Auswirkungen auf Kommunikation, Teamarbeit und Innovationskraft – nur eine Minderheit erkennt hier Vorteile. Die potenziellen Folgen für die Produktivität werden unterschiedlich beurteilt, wobei rund die Hälfte keinen nennenswerten Effekt erwartet.
Die im Juni 2025 erhobene ZEW-Umfrage unter ungefähr 1.200 Firmen aus Industrie und Informationswirtschaft zeigt: Homeoffice hat sich seit der Pandemie in vielen Unternehmen etabliert und wird überwiegend beibehalten oder ausgebaut. Besonders große Unternehmen nutzen Homeoffice mit einer sehr hohen Frequenz, während kleine Unternehmen zurückhaltender sind. Neue Entwicklungen zeigen, dass hybride Modelle – also eine Mischung aus Homeoffice und Präsenz – in der deutschen Wirtschaft als wichtiger Kompromiss gesehen werden, um Produktivität, Zufriedenheit und Recruiting zu stärken (vgl. aktuelle Analysen durch die Hans-Böckler-Stiftung, Februar 2024).
Ergänzend stellen neueste Berichte heraus, dass auch die Politik den Trend zum flexiblen Arbeiten aufgreift: So wurde in Deutschland im Jahr 2024 das Recht auf Homeoffice gestärkt und der Betriebsrat erhält in Entscheidungsprozesse stärkeren Einfluss (FAZ, 2024). Dennoch scheinen laut neuen Umfragen einige Branchen wie das Baugewerbe und medizinische Einrichtungen zurückhaltend bei Homeoffice-Regelungen (ZEIT Online, Frühling 2024). Herausforderungen bleiben bei der Führung auf Distanz, der Innovationsfähigkeit, sowie der technischen und rechtlichen Infrastruktur, wie verschiedene Fachportale berichten.
- 1. Die Süddeutsche Zeitung analysiert die Auswirkungen neuer Homeoffice-Regelungen auf die Unternehmenskultur und konstatiert, dass hybride Modelle inzwischen Standard geworden sind, wobei Flexibilität und Vertrauen künftig noch wichtiger werden. Dabei steht vor allem die Herausforderung im Fokus, wie Mitarbeiterbindung und Innovation im digitalen Raum gelingen können. Die Studie verweist darauf, dass viele Beschäftigte dauerhaft flexible Arbeitsformen erwarten und Arbeitgeber diese Wünsche zunehmend berücksichtigen müssen. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
- 2. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet ausführlich über gesetzliche Neuregelungen, etwa den erweiterten Mitbestimmungsrechten von Betriebsräten beim Homeoffice, und setzt sich mit Firmenerfahrungen auseinander. Sie beleuchtet zudem, wie Unternehmen praktische Leitlinien und interne Vereinbarungen adaptieren, um sowohl Produktivität als auch Teamgeist im Homeoffice sicherzustellen. Gerade in Branchen mit hohen Digitalisierungsgraden steigt der Anteil an Homeoffice-Tagen weiter an. (Quelle: FAZ)
- 3. Ein Beitrag von ZEIT Online diskutiert neue Umfrageergebnisse, nach denen viele Beschäftigte Homeoffice beibehalten möchten, während Führungskräfte und einige Branchen weiterhin Vorbehalte haben. Der Artikel hebt hervor, dass flexible Regelungen auch aus Gleichstellungs- und Inklusionsperspektive von Vorteil sein können, aber zugleich der Bedarf an technischen Lösungen und rechtlichen Klarstellungen zunimmt. Die Autoren plädieren für eine fortgesetzte Debatte um sinnvolle Rahmenbedingungen hybrider Arbeit. (Quelle: ZEIT Online)
Redaktion poppress.de, kgause
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