Meeresbiologin Melanie Bergmann betont die Bedeutung der aktuellen UN-Konferenz als Wendepunkt bei der Lösung des weltweiten Plastikproblems.
„Wir stehen vor einer einmaligen Gelegenheit, die wir unbedingt nutzen müssen“, erklärte Melanie Bergmann im Interview mit Tagesschau24. Sie wies darauf hin, dass die globale Kunststoffproduktion jährlich um etwa vier Prozent steige, mit der Prognose, dass sich der anfallende Plastikmüll bis 2060 verdreifachen könnte. Bereits heute gelangten Schätzungen zufolge jedes Jahr zwischen 19 und 23 Millionen Tonnen Plastik in Flüsse, Seen und Ozeane. Wissenschaftliche Analysen zeigten, dass die Belastungsgrenzen für den Planeten bereits überschritten seien – ein dringendes Eingreifen zur Regulierung sei unabdingbar, auch, um die CO₂-Emissionen zu senken. Außerdem forderte Bergmann, die Vielzahl an gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien in Kunststoffen deutlich zu reduzieren und die Produktzusammensetzungen zu vereinfachen: „Selbst bei PET-Flaschen bestehen Unterschiede, was das Recycling erschwert.“ Mikroplastik finde sich mittlerweile überall, so Bergmann, von Herzen und Lungen bis hin zum Gehirn, und sogar schon im Blut, in der Plazenta sowie in Muttermilch – bereits Ungeborene hätten Kontakt damit. Dies unterstreiche den dringenden Handlungsbedarf. Die am Dienstag in Genf fortgesetzten UN-Verhandlungen sind nach dem Scheitern der letzten Runde in Südkorea wohl die vorerst letzte Chance für ein weltweit bindendes Abkommen. Bergmann ist als Mitglied der deutschen Delegation Teil des Verhandlungsteams.
Die aktuelle UN-Konferenz in Genf ist ein entscheidender Moment im Kampf gegen die globale Plastikverschmutzung, nachdem die letzten Verhandlungen in Busan Ende 2024 ohne Ergebnis blieben. Fachleute wie Melanie Bergmann warnen, dass sich ohne weitreichende Maßnahmen das Plastikaufkommen bis ins Jahr 2060 verdreifachen könnte und dass Plastik – einschließlich Mikroplastik – bereits in fast allen Organen und Lebensbereichen des Menschen nachweisbar ist. Greenpeace und viele andere NGOs fordern ein starkes, globales Abkommen mit verbindlichen Reduktionszielen, Verbesserungen im Chemikalienmanagement und einer Förderung von nachhaltigen Alternativen. Laut Berichten (z.B. FAZ, Zeit, DW, Tagesschau) gibt es weiterhin große Meinungsunterschiede: Während Industrieländer wie Deutschland ambitionierte Ziele einbringen, bremsen einige erdölproduzierende Staaten und große Plastikhersteller den Prozess. Neben der Reduktion und besseren Kontrolle stehen auch wirksame Konzepte zur globalen Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung im Fokus der Debatte. Die Zeit drängt: Laut aktuellen Studien findet sich Mikroplastik nicht nur in Meerestieren, sondern rund um den Globus in Trinkwasser, Luft, Ackerböden sowie in menschlichen Organen. Trotz der Herausforderungen ist der politische Druck auf ein Abkommen so hoch wie nie zuvor, parallel wachsen auch Forschungs- und Innovationsinitiativen für plastikfreie Verpackungen und bessere Recyclingtechnologien.
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- 1. Die Süddeutsche berichtet über die Verhandlungen zur weltweiten Begrenzung von Plastikmüll in Genf und betont die Uneinigkeit zwischen den Staaten: Während die EU und zahlreiche Entwicklungsländer ein starkes, völkerrechtlich bindendes Abkommen anstreben, blockieren Länder mit großer Kunststoffindustrie wie die USA und Saudi-Arabien verbindliche Vorgaben. Die Forderungen umfassen nicht nur eine Reduktion der Produktion, sondern auch ein komplettes Verbot besonders schädlicher Einweg-Produkte Quelle: Süddeutsche Zeitung.
- 2. Die ZEIT beschreibt die alarmierenden Zahlen bezüglich der weltweiten Plastikproduktion, aktuelle Forschungsergebnisse zu Mikroplastik im menschlichen Körper und die politischen Hürden eines globalen Abkommens: Neben Umwelt- und Gesundheitsbelastung werden vor allem wirtschaftliche Interessen der Öl- und Chemiebranche als größte Bremsen genannt. Die Hoffnung liegt auf Generationen von Konsumenten und neuen Mehrweg-Innovationen Quelle: Die Zeit.
- 3. Die FAZ analysiert die Chancen und Risiken der laufenden UN-Verhandlungen: Sie berichtet von laufenden Diskussionen über Verbote bestimmter Chemikalien, neue Labelpflichten und einer globalen Steuer auf Kunststoffprodukte. Gleichzeitig warnt der Beitrag, dass selbst ein Abkommen nur durch konsequente nationale Umsetzung Wirkung entfalten könne Quelle: FAZ.
Redaktion poppress.de, kgause
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