DGB warnt vor geplanter Reform der Arbeitszeitregelungen

Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi, sieht die geplante Reform der Arbeitszeit durch die aktuelle Bundesregierung kritisch.

heute 01:20 Uhr | 139 mal gelesen

Yasmin Fahimi betonte, dass sie für flexible Arbeitszeiten offen sei und zahlreiche Tarifverträge bereits auf unterschiedliche Modelle setzen. Dennoch ginge es den Arbeitgebern aus ihrer Sicht in erster Linie darum, noch stärker über Arbeitszeitaufteilung und -gestaltung der Beschäftigten bestimmen zu können – dem werde der DGB nicht zustimmen. Laut Fahimi steht hinter der Diskussion nicht die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, sondern eine Ausweitung des Arbeitgeberdirektionsrechts. Kritisch sieht sie insbesondere Pläne, die gesetzliche Regelarbeitszeit von acht Stunden zu kippen und die zulässige Höchstarbeitszeit pro Tag auf zwölf oder mehr Stunden zu erhöhen. Nach einer DGB-Umfrage wollen nahezu alle Beschäftigten nicht über 19 Uhr hinaus arbeiten, was der Argumentation widerspreche, dass viele Beschäftigte sich flexible Arbeitseinteilung wünschten. Zwar arbeiteten viele auch abends – oft jedoch aufgrund betrieblicher Zwänge oder familiärer Verpflichtungen. Die DGB-Chefin positioniert sich klar gegen Änderungen am Arbeitszeitgesetz und plädiert dafür, die bestehenden Schutzrechte zu wahren. Sie kann sich jedoch vorstellen, Beschäftigten mehr Rechte bei der Umsetzung ihrer gewünschten Arbeitszeiten zuzugestehen, etwa durch einen individuellen Rechtsanspruch auf Vollzeitstellen, während sie einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ablehnt und dies als Sache der Tarifparteien betrachtet.

Der DGB spricht sich klar gegen eine Lockerung der aktuellen Arbeitszeitregelungen aus, die von der schwarz-roten Bundesregierung erwogen wird. Yasmin Fahimi argumentiert, dass dies vor allem den Interessen der Arbeitgeber dient und zu Lasten des Schutzes der Arbeitnehmer vor Überlastung geht. Im Zentrum steht die Sorge, dass eine Verlängerung der täglichen Höchstarbeitszeit auf bis zu zwölf Stunden Überstunden und Belastungen ohne wirklichen Mehrwert für die Beschäftigten nach sich zieht. Gleichzeitig zeigen aktuelle Debatten, dass viele Beschäftigte eine größere Flexibilität durchaus begrüßen, sofern sie in ihrem Sinne und nicht einseitig zu Gunsten der Arbeitgeber umgesetzt wird. Die Kritik des DGB ist Teil einer bundesweiten Diskussion, bei der Studien und Experten wie etwa die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin warnen, dass längere Arbeitszeiten gesundheitliche Risiken erhöhen und Familienleben beeinträchtigen können. In der aktuellen Berichterstattung verweisen zahlreiche Medien auf die tiefe Spaltung zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, wobei ökonomische Argumente am Arbeitsmarkt mit dem Gesundheitsschutz und Bedürfnissen der Arbeitnehmer abgewogen werden.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die Süddeutsche Zeitung beleuchtet die politische Debatte um die angestrebte Arbeitszeitflexibilisierung und weist darauf hin, dass sowohl die Meinungen in der Politik als auch in den Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden stark auseinandergehen. Kritiker sehen insbesondere den Gesundheitsschutz gefährdet, sollte das Arbeitszeitgesetz angepasst werden, und befürchten eine schleichende Ausweitung der Arbeitszeiten zu Ungunsten der Arbeitnehmer. Gleichzeitig fordern Arbeitgeber auch aufgrund des Fachkräftemangels mehr Spielraum für individuelle Arbeitszeitmodelle. Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Der Spiegel beschäftigt sich umfassend mit der Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern, die auf flexiblere Regelungen drängen, und Gewerkschaften, die eine Verwässerung des Gesundheitsschutzes fürchten. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass viele Beschäftigte mehr Mitsprache bei Arbeitsort und -zeit wollen, zugleich jedoch die Mehrheit an festen Obergrenzen bei der täglichen Arbeitszeit festhalten möchte. Die Diskussion spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel wider, da die Digitalisierung die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben zunehmend verwischt. Quelle: Der Spiegel.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) analysiert Hintergründe und Folgen einer möglichen Reform des Arbeitszeitgesetzes und beleuchtet verschiedene Modelle aus anderen EU-Ländern, bei denen längere oder flexiblere Arbeitstage getestet werden. Demnach führen längere Arbeitszeiten häufig nicht zu einer gesteigerten Produktivität und werden dem Gesundheitsschutz der Beschäftigten nicht immer gerecht. Die FAZ hebt hervor, dass die Debatte auch eine Reaktion auf den demografischen Wandel in Deutschland ist, bei dem ein Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitnehmerinteressen gesucht wird. Quelle: FAZ.

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