IG Metall kritisiert Tesla wegen Gewerkschaftsverhinderung

Die Gewerkschaftsvorsitzende Christiane Benner wirft Tesla Deutschland massiven Widerstand gegen Arbeitnehmervertretung vor.

heute 18:50 Uhr | 92 mal gelesen

Christiane Benner, die Vorsitzende der IG Metall, äußerte gegenüber der "Welt", dass das Tesla-Management aktiv Methoden anwende, um die Organisierung durch Gewerkschaften zu behindern – und griff dabei auf Praktiken zurück, die ihrer Erfahrung nach eher aus den Vereinigten Staaten bekannt sind. Sie wies den Vorstoß zurück, die IG-Metall-Vertreter in Grünheide seien angeblich Spione anderer deutscher Autobauer und bezeichnete diese These als Unsinn. Zudem kritisierte Benner den aus ihrer Sicht unzureichenden Umgang des Unternehmens mit den Beschäftigten, etwa bei Betriebsversammlungen, bei denen wichtige Themen wie die wirtschaftliche Situation nicht offen kommuniziert würden. Dennoch bleibt die IG Metall entschlossen, für einen Tarifvertrag bei Tesla zu kämpfen, auch wenn dies ein langwieriger Prozess werden könnte, wie das Beispiel Ford zeige.

In den vergangenen Tagen sorgte die Diskussion um gewerkschaftliche Mitbestimmung bei Tesla erneut für Schlagzeilen: Die IG Metall konfrontiert den Autobauer mit dem Vorwurf, gezielt gegen Gewerkschaftsaktivitäten vorzugehen und sich eines rauen, aus den USA bekannten Stils zu bedienen. Tesla hingegen betont seine Offenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen, verweist aber auf Unterschiede zu traditionellen deutschen Unternehmen und fordert ein Wahlrecht für jeden Beschäftigten. International fällt auf, dass Gewerkschaften auch bei anderen US-Firmen in Deutschland, wie Amazon, auf Widerstände stoßen, doch gibt es in der Politik parteiübergreifend Unterstützung für Mitbestimmung und bessere Arbeitsbedingungen. Zusätzlich zeigte eine aktuelle Recherche, dass es trotz Arbeitsdruck bei Tesla durchaus Beschäftigte gibt, die sich aktuell noch nicht aktiv für eine starke Gewerkschaft organisieren, auch weil sie den Wandel der Unternehmenskultur abwarten wollen. Einige Experten sehen eine mögliche Vorreiterrolle, falls es IG Metall gelingt, einen Tarifvertrag durchzusetzen, da dies Signalwirkung für andere Tech-Unternehmen mit US-Wurzeln haben könnte.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. In der Süddeutschen Zeitung wird ausführlich beleuchtet, wie IG Metall und andere Betriebsräte in Deutschland verstärkt vor Herausforderungen stehen, wenn internationale Konzerne sich gegen klassische Gewerkschaftsmodelle stellen – der Fall Tesla gilt dabei als Paradebeispiel für die Veränderung der Arbeitnehmervertretung im globalisierten Kontext (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

2. Die Zeit analysiert in einem Hintergrundartikel, dass die Diskussion um Gewerkschaften in Deutschland an Fahrt aufnimmt, wobei nicht nur Tech-Konzerne wie Tesla, sondern auch Plattformunternehmen zunehmend den Fokus der Arbeitnehmervertreter auf sich ziehen und neue Wege der Mitbestimmung erforderlich machen (Quelle: Die Zeit).

3. Spiegel Online berichtet darüber, dass Beschäftigte in deutschen Tesla-Werken über schwierige Arbeitsbedingungen klagen und bei einigen dennoch ein zurückhaltender Umgang mit Gewerkschaftsinitiativen herrscht; der Artikel zeigt auch, wie etablierte Autohersteller auf die neue Wettbewerbssituation und die Veränderung der Arbeitskultur reagieren (Quelle: Der Spiegel).

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