Der Krieg in der Ukraine und die in der Folge deshalb gegen Russland verhängten Sanktionen könnten ein weiteres starkes Ansteigen des Ölpreises nach sich ziehen und somit auch das Tanken zusätzlich verteuern, sagte Gabriele Widmann, Rohstoffexpertin der DekaBank.

Widmann erklärte gegenüber den Fernsehsendern RTL und n-tv, im Extremfall halte sie einen Benzinpreis von drei Euro pro Liter für denkbar. Zwar werde sich der Ölpreis an den Märkten im Laufe der Zeit auch wieder entspannen, dies allerdings auf einem hohen Niveau.

Die Volkswirtin sagte voraus, es werde in Zukunft, unabhängig davon, auf welche Weise der Konflikt in der Ukraine beendet werde, nicht mehr zu einer so engen Zusammenarbeit mit Russland kommen wie bisher. Die Zeit der günstigen Energie aus Russland sei vorbei. „Wir werden dauerhaft höhere Energiepreise haben“, zeigte Widmann sich sicher und riet den Autofahrern dazu, sich auf Dauer auf Treibstoffpreise von mehr als zwei Euro pro Liter Benzin oder Diesel einzustellen.

Zwar, erläuterte Widmann, gebe es weltweit genug Alternativen zu Einkäufen in Russland, das für Deutschland mit Abstand der wichtigste Lieferant für Rohöl und Erdgas ist. Diese Bezugsquellen könnten allerdings nicht sofort einspringen und seien darüber hinaus auch deutlich teurer. „Es gibt viel Rohöl auf der Welt“, so die Expertin und nannte die Förderländer Iran, Saudi-Arabien und Venezuela als Beispiele. Dort werde aktuell auch viel weniger produziert, als es tatsächlich möglich wäre. „Aber dieses Öl muss erst einmal zu uns kommen“, gab Widmann zu bedenken, und auch die Transportkosten für Lieferungen aus diesen Ländern seien höher. Auf Dauer erwarte sie daher ohne weiteres eine Steigerung der Kosten um mehr als 30 Prozent.

Der Staat habe einige Möglichkeiten, hier einzugreifen und die Belastungen für die Verbraucher möglichst gering zu halten. Zum Beispiel könne er die Steuern und Abgaben senken, die einen großen Teil der Kosten darstellten. Vor allem aber müsse die Politik sich für eine mittelfristige Senkung des Energieverbrauchs einsetzen. „Effizienteres Fahren, mehr Fernarbeit, mehr Wohnraum nah am Arbeitsplatz“ – für Widmann Themen, die dringend angegangen werden müssen. Aber: „Da sind wir erst am Anfang“, stellte die Deka-Expertin fest.

Redaktion poppress.de, A-1010413