Auch in der Politik werden Stimmen laut, die wegen der steigenden Fallzahlen eine Verschiebung der geplanten Lockerungen fordern.

Martina Wenker, die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, erklärte in der aktuellen Ausgabe der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, sie stehe den Beschlüssen der Bundesregierung, am 20. März „alle effektiven Maßnahmen“ zur Bekämpfung der Covid-Pandemie auslaufen zu lassen, „ausgesprochen ratlos“ gegenüber. Deutschland erlebe aktuell einen Höchststand an täglichen Neuinfektionen bei gleichzeitig weiter steigenden Inzidenzen.

Diese Situation lasse nur einen denkbaren Schluss zu: „Die Öffnungspläne müssen verschoben werden.“ Wenker, die auch Vizepräsidentin der Bundesärztekammer ist, forderte eine Beibehaltung zumindest der allgemeinen Maskenpflicht und der aktuell gültigen Regeln. Gleichzeitig dürfe man aber auch nicht ausschließen, in Zukunft weitere Verschärfungen der Regeln vorzunehmen. Denn sie sehe eine erneute „prekäre Situation“ für den Fall voraus, dass es zu einem weiteren Anstieg der Zahlen komme, die Krankenhäuser an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stießen und sich bei der Versorgung der Patienten zusätzliche Engpässe durch Personalausfälle ergäben. In einer solchen Lage müsse man bestehende Maßnahmen auch wieder verschärfen. Die 1958 in Göttingen geborene Ärztin kritisierte, es „wäre geradezu verantwortungslos“, wolle man eine weitere Zunahme der Krankheitslast und somit auch immer mehr Tote akzeptieren, nur weil man sich für das Ende der Maßnahmen „ein Datum gesetzt“ habe.

Kritik an der Corona-Strategie der Bundesregierung kommt auch aus Bayern. Markus Söder, bayerischer Ministerpräsident und Vorsitzender der CSU, stellte in der aktuellen „Bild am Sonntag“ fest, der von der Regierungskoalition in Berlin vorgelegte Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes habe wirkliche Schwachstellen und Lücken. Eigentlich gebe es in ihm gar keine wirklichen Schutzmaßnahmen mehr, klagte Söder, so dass das Land „im Herbst neuen Mutationen schutz- und wehrlos“ ausgeliefert sein werde. Beispielsweise komme die weitgehende Abschaffung der Maskenpflicht zu früh und könne, etwa in Schulen, schnell eine Durchseuchung der Schülerinnen und Schüler zur Folge haben.

Heftig kritisierte der Politiker auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Dieser erwarte für die Zukunft zwar neue Infektionswellen, gleichzeitig schaffe die Ampelkoalition aber alle geltenden Maßnahmen ab. „Logisch ist das nicht mehr“, stellte Söder fest.

Redaktion poppress.de, A-1010413