Verbraucherzentralen (VZBV) verlangen von der Bundesregierung eine klare Absage an die Forderungen nach einer Kaufprämie für Autos mit Verbrennungsmotor.

Was wir derzeit erleben, ist der Kampf einer mächtigen Autolobby für weitere staatliche Subventionen, die aus der Situation heraus nicht gerechtfertigt sind, betont Marion Jungbluth, Mobilitätsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV) gegenüber dem „Handelsblatt“. Der Absatz der Automobilhersteller ist in den letzten Monaten Corona-bedingt sogar gestiegen. Entgegen den notwendigen Versuchen einer Verkehrswende, hat die Pandemie im Gegenteil zu einer Existenzkrise des öffentlichen Nahverkehrs geführt. Die Menschen steigen wieder massiv auf den Individualverkehr um, weil die Benutzung von Bussen und Bahnen als risikoreich gewertet wird, warnt die Mobilitätsexpertin.
Die aktuelle ökonomische Krise kann nicht als Alibi benutzt werden, um eine verfehlte Unternehmensstrategie auf Seiten der Automobilindustrie auszugleichen.
Die Verbraucherschützer sehen Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Pflicht, von ihrer Richtlinienkompetenz Gebrauch zu machen. Die Kanzlerin muss endlich ein Machtwort sprechen und dem Versuch Autokonzerne sich bei den Steuermitteln zu bedienen ein Ende setzen. Die Verkehrswende ist aktueller als je zuvor und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sollte seine Ambitionen auf die Zukunftsfähigkeit der Mobilität richten. Die Digitalisierung hat neue Räume für eine Vernetzung von Mobilität geschaffen, die nun genutzt werden müssen. Es hat keinen Sinn, eine anachronistische ‚Industriestruktur künstlich für noch ein paar Jahre am Leben zu erhalten, erklärt Jungbluth. Wenn die Bundesregierung jetzt weiter subventioniert, wird der Crash dieser Schlüsselbranche nur um so stärker ausfallen. Wir benötigen eine technologische Offensive für eine moderne Mobilität, dann werden auch wieder Produkte entwickelt, die am Markt wieder wettbewerbsfähig sind, fordert die Verbraucherschützerin. Die Autokonzerne sollten sich ein Vorbild an Elon Musk nehmen, der bei seinem Besuch mit seinen Visionen Begeisterung ausgelöst hat.
Jungbluth kritisiert auch die Ministerpräsidenten der Autoländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen, die jetzt die Auto-Kaufprämie in Berlin durchdrücken wollen. Statt nach hinten, sollten die Konzerne nach vorne schauen und endlich Perspektiven für eine klimaneutrale Mobilität entwickeln, fordert die Vertreterin der Verbraucherzentralen gegenüber dem „Handelsblatt“.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix