Vor der US-Präsidentschaftswahl richtet der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) einen Appell an die US-Politik: Sie möge das Wahlergebnis akzeptieren.

Dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) sagte Maas für dessen Ausgaben am Dienstag (3. November 2020), dass die Polarisierung in den USA zwar riesengroß sei, dass es jedoch diesen Zustand dort schon immer gebe. Zudem gehöre es in einer Demokratie natürlich zum Wahlkampf, bis in die letzte Sekunde Stimmen gewinnen zu wollen und daher bei den Wählern Überzeugungsarbeit zu leisten. Allerdings sei der zweite Teil der Übung, nach der Wahl auch den Wählerwillen zu respektieren. Der SPD-Politiker äußerte sich gleichwohl zuversichtlich, was die Robustheit der US-Verfassung und der Institutionen in der traditionellen Demokratie angeht. Diese hätten schon vielen Stürmen getrotzt und würden es auch dieses Mal schaffen, so die Prognose des deutschen Außenministers.

Heiko Maas betrachtet die Wahlen am heutigen Dienstag auch als Weichenstellung für globale Entwicklungen: Es sei eine Richtungswahl für die Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt, so der erfahrene Politiker. Zwar seien die USA ganz sicher noch auf absehbare Zeit damit beschäftigt, ihre vielen innenpolitischen Zukunftsfragen zu klären. Sie müssten auch daran arbeiten, die aufgerissenen gesellschaftlichen Gräben wieder zu überwinden. Es gebe aber genügend gemeinsame, transatlantische Herausforderungen, so Maas. Die Corona-Pandemie sei das augenscheinlichste Beispiel, doch es kämen auch wichtige strategische Fragen hinzu. So müsse die westliche Welt gemeinsam ihre Position gegenüber einem aufstrebenden, zunehmend selbstbewusster werdenden China klären. Zugleich stünden nach der Wahl die Beziehungen der Europäer zu den USA auf dem Prüfstand. Diese hingen entscheidend von der neuen, möglicherweise alten US-Regierung ab. Daher sei diese Wahl essenziell für das „Quo vadis“ im Verhältnis der transatlantischen Partner.

Der deutsche Außenminister betonte die Notwendigkeit, das transatlantische Team USA-Europa wieder nach vorn zu bringen. Er verwies ausdrücklich darauf, dass die Menschen in Deutschland die deutsch-amerikanische sehr hoch schätzen würden. Die Botschaft aus Deutschland in Richtung Washington laute daher: Wir wollen eine erneuerte Brücke über den Atlantik. Daher werden wir auch in die Brückenpfeiler auf unserer Seite investieren.

Redaktion poppress.de, A-055824