Markus Potzel forderte in seiner Rolle als stellvertretender UN-Sondergesandter für Afghanistan die Männer in dem Binnenstaat dazu auf, sich der zunehmend restriktiver werdenden Frauenpolitik des Taliban-Regimes entgegenzustellen.

Für Potzel, den früheren deutschen Botschafter in Afghanistan, zeige die letzte Maßnahme der Taliban im Rahmen der Frauenpolitik, nämlich das Universitätsverbot für Frauen, die Verachtung einer kleinen herrschenden Minderheit für gebildete Frauen. Die Herrschaft der Taliban bestehe aus wenigen rückwärtsgewandt denkenden Herren, die zeigen würden, welche geringschätzige Rolle sie Frauen „in der derzeitigen afghanischen Gesellschaft zuzuweisen gedenken.“

Potzel denkt nicht, dass sich die Frauen diese Behandlung noch lange gefallen lassen werden. Doch es gehe nicht nur um die Frauen. Denn es läge vor allem auch an Männern in Afghanistan, gegen solch frauenverachtende Politik Opposition zu betreiben. Zuvor kritisierte der UN-Sondergesandte die von ihm als drakonisch bezeichneten Maßnahmen des Taliban-Regimes, die sich ausschließlich gegen Frauen richten.

Allein im Jahr 2022 schrieben die Taliban allen Frauen in Afghanistan vor, immer mit einem männlichen Verwandten in Begleitung unterwegs sein zu müssen, wenn sie das Haus verlassen, um sich für längere Strecken davon zu entfernen. Auch eine Reise ins Ausland ohne männlichen, verwandten Begleiter ist für afghanische Frauen nicht mehr möglich. Darüber hinaus wurde Frauen verboten, öffentliche Parks, Badehäuser und Fitnesscenter zu betreten. Zuvor hatten die Taliban schon im August 2021 ein Verbot des Besuchs weiterführender Schulen für Mädchen erlassen.

Markus Potzel sieht nach dem Universitätsverbot für Frauen wenig Hoffnung für eine baldige Wiederöffnung von Mädchenschulen oder eine allgemeine Besserung der Lage. Vielmehr rückten die Taliban immer näher an ihr Verhalten aus ihrer ersten Herrschaft, die von 1996 bis 2001 andauerte, heran. Seit Anfang des Jahres sei ein genereller Abwärtstrend zu beobachten. Entgegen den bisherigen Versprechungen des Regimes, nicht zur Herrschaft der 1990er-Jahre zurückkehren zu wollen, sieht Potzel nicht, „dass die Taliban sich verändert haben.“

Redaktion poppress.de, Kindskopf