Lokführer der DDR-Reichsbahn als Täter im größten Kunstraub der DDR identifiziert.

Nach 40 Jahren konnte der spektakulärste Kunstraub in der DDR aufgeklärt und der Täter identifiziert werden. Im Jahr 1980 waren aus einer Kunstsammlung in Schloss Friedenstein in Gotha fünf Bilder entwendet worden. Bei den Bildern handelte es sich um Gemälde aus dem 17.Jahrhundert, darunter eine biblische Szene des Niederländers Ferdinand Bol, Schüler von Rembrandt. Nachdem die Werke über 40 Jahre verschollen blieben, tauchten sie im Dezember 2019 wieder auf. Als Täter wurde ein Mann identifiziert, der im Jahr 1980 als Lokführer der DDR-Reichsbahn tätig war, wie der „Spiegel“ berichtet. Allerdings kann er nicht mehr für den Raub der Bilder zur Verantwortung gezogen werden, da er vor zwei Jahren in Frankfurt verstarb. Der in Schmalkalden in Thüringen geborene Tatverdächtige hatte im Jahr des Raubs bereits versucht, zwei der Werke in die Bundesrepublik zu verkaufen, was allerdings gescheitert war. Nach der Recherche des „Spiegels“ gibt es einen Zeugen, dem das berühmteste der Gemälde, die Bibelszene von Ferdinand Bol, von dem Tatverdächtigen damals gezeigt wurde. Der Reichsbahnlokführer erklärte den Besitz mit der Überlassung des Bildes durch die Frau eines verstorbenen Kunsthändlers. In einem anderen Zusammenhang rechtfertigte er den Besitz mit einer Erbschaft.
Der Mann ist kein Unbekannter in dem Fall. Er wurde in den Jahren 1981 bis 1985 von den DDR-Sicherheitsbehörden mehrfach zu Befragungen vorgeladen. Dennoch wurden die Spuren damals nicht weiterverfolgt, obwohl mehrere Indizien auf den Mann hindeuteten. So wurde im Zusammenhang mit den Gemälden nach einem blauen P 70 gefahndet, der zum Tatzeitpunkt in der Nähe des Tatorts gesehen wurde. Bei dem P 70 handelte es sich um ein Automodell, das 1980 bereits Seltenheitswert hatte. Der Tatverdächtige besaß damals die Zulassung für dieses Fahrzeug. Weiterhin wurde am Tatort der Fußabdruck des Täters sichergestellt. Die Ermittler identifizierten sie als „Germina-Einlaufschuhe“ der Größe 27, was der aktuellen Schuhgröße 40,5 entspricht und bei Männerschuhen selten anzutreffen ist. Der Tatverdächtige hatte DDR-Schuhgröße 27,5.
Der Lokführer wurde fünf Jahre nach dem Raub wegen versuchter Republikflucht angeklagt und im Rahmen eines Häftlingsaustausches mit der Bundesrepublik einige Jahre später nach Westen abgeschoben. Die entwendeten Gemälde blieben in der DDR zurück, wurden vom Verdächtigen dann aber für eine bislang unbekannte Summe weiterverkauft. Im Jahr 1988 sollen die Werke laut Spiegel-Informationen im Rahmen einer Schmuggelaktion im Westen gelandet sein.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix