Eine flächendeckende Schutzimpfung der Bevölkerung gegen Grippe nicht durchführbar.

Das Robert-Koch-Institut bewertet die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit um eine flächendeckende Grippeschutzimpfung als unrealistisch. Es fehlen die Kapazitäten, um eine Massenimpfung durchzuführen, betont Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) gegenüber RTL/n-tv. Bei einem begrenzten Angebot an Impfstoff ist eine Schwerpunktsetzung notwendig. Die Impfkommission konzentriert ihre Empfehlung an das Bundesministerium für Gesundheit daher auf die klassischen Risikogruppen für eine Grippeschutzimpfung. Dies sind vor allem Senioren, Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheitswesens und Pflegekräfte, sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.
Die Bundesrepublik verfügt derzeit über die Möglichkeit des Zugriffs auf circa 25 Millionen Impfdosen, betont Mertens. Damit können wir noch nicht einmal den Bedarf bei den genannten Risikogruppen abdecken. Es existiert hier bereits ein Defizit von etwa 15 Millionen Impfdosen. Wenn die Bundesregierung nun eine Empfehlung einer allgemeinen Grippeimpfung herausgeben würde, wären unsere Kapazitäten bald erschöpft, so dass ein erheblicher Teil der Risikogruppen keine Impfung erhalten könnte, warnt die Ständige Impfkommission. In der Konsequenz sei nach einer Empfehlung mit einem Ansturm auf die Grippeimpfung zu rechnen, der sich verheerend auf die Deckung des tatsächlichen bedarfs auswirken würde.
Mertens verweist ebenfalls auf fehlende wissenschaftliche Daten zum Zusammenhang von Grippeschutzimpfung und Corona-Infektion. Eine positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs sei derzeit nur eine Spekulation. Eine reale Gefahr besteht allerdings bei einer parallelen Infektion mit Covid-19 und Influenza, warnt der Mediziner. Es ist davon auszugehen, dass der Krankheitsverlauf, gerade bei Risikopatienten erheblicher schwerer verlaufe. Deshalb ist die Konzentration auf die Risikogruppen um so wichtiger. Eine Massenimpfung der gesamten Bevölkerung aufgrund einer Spekulation über potentielle Krankheitsverläufe, ist aus medizinischer Sicht nicht ratsam. Die Ständige Impfkommission werde daher ihre Empfehlung auch angesichts der Pandemie nicht grundlegend revidieren, bestätigt Mertens der RTL/n-tv-Redaktion.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix