Die Kandidatin um den Parteivorsitz der Linken, Janine Wissler, sieht ein Primat der Inhalte vor einer potentiellen Regierungsbeteiligung.

Die stellvertretende Parteivorsitzende der Linken, Janine Wissler, wendet sich gegen eine inhaltliche Ausrichtung der Partei an einer potentiellen Regierungsbeteiligung nach den Bundestagswahlen im kommenden Jahr. Der Inhalt hat absolute Priorität, betont die Linken-Politikerin gegenüber der RTL/n-tv-Redaktion. Wenn ich im Augenblick in der Partei sehe, dass sich einige Linke schon Gedanken darüber machen, welche Inhalte für eine potentiellen Koalitionspartner infrage kommen, muss ich sagen, dass dies der falsche Weg ist. Meine Arbeit auf Länderebene in Hessen hat mit gezeigt, wohin es führen kann, wenn die Regierungsbeteiligung zum einzigen Ziel wird.
Die hessischen Grünen sind für eine Koalition mit der CDU Kompromisse eingegangen, die sie bis zur Unkenntlichkeit verändert haben. Nichts aus dem Wahlprogramm der Grünen findet sich im Koalitionsprogramm und in der praktischen Arbeit der Landesregierung wieder. Die Linke darf sich nicht für eine mögliche Regierungsbeteiligung verbiegen und ihr Programm nach diesem Ziel hin ausrichten, betont die Kandidatin für den Parteivorsitz. Es ist besser, sich treu zu bleiben und eine konstruktive Oppositionsarbeit zu leisten.
Die Linke steht für einen grundsätzliche gesellschaftliche Neuorientierung. Die aktuell stattfindende Umverteilung hin zu den wirtschaftlichen Eliten ist der Tabubruch und nicht das Programm der Linken, das auf Solidarität abzielt. Die derzeitige Form des Kapitalismus ist nicht akzeptabel und die Partei der Linken vertritt dies auch klar.
Die Thüringer Linken-Chefin, Susanne Hennig-Wellsow, profiliert sich im innerparteilichen Konflikt auf der Seite der Realpolitiker, die in einer Regierungsbeteiligung das Mittel zur Umsetzung der programmatischen Forderungen der Linken sehen. Hennig-Wellsow hatte im Kampf um den Parteivorsitz angekündigt, dass im Fall ihrer Wahl eine Revision des Parteiprogramms anstehe. Wissler hatte im Zuge ihrer Kandidatur ihre Mitgliedschaft in der Parteiorganisation „Marx 21“ aufgegeben und damit ihre Abkehr von den trotzkistischen Zielsetzungen der Gruppe demonstriert. Auf Befragen der RTL/n-tv-Redaktion betonte Wissler, dass ihr Austritt nichts mit der Beobachtung der Gruppe durch den Verfassungsschutz zu tun habe. Wissler sieht sich im Kampf um den Parteivorsitz als Vertreterin des linken Flügels. Eine Parteivorsitzende hat die gesamte Organisation politisch zu repräsentieren und nicht nur einen Flügel.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix