Drosten prognostiziert eine Verfünffachung der aktuellen Infektionszahlen in den nächsten Monaten.

Christian Drosten, Virologe an der Charité in Berlin, warnt vor einer möglichen Sorglosigkeit angesichts der anlaufenden Impfkampagne. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zeigt sich Drosten besorgt über mögliche vorzeitige Lockerungen des Lock-Downs. Die Impfung der Hochrisikogruppen darf nicht dazu führen, dass ein falsches Gefühl der Sicherheit und Beherrschbarkeit der Pandemie entsteht. Bereits der aktuelle leichte Rückgang der Infektionszahlen hat Forderungen nach einem Ausstieg aus den Beschränkungen laut werden lassen. Sowohl Wirtschaftsverbände als auch Politiker und Juristen fordern jetzt Strategien zur Normalisierung. Dies halte ich für eine gefährliche Entwicklung, weil die weiterhin bestehende Gefahr unterschätzt wird, äußert sich der Virologe kritisch. Wenn wir dem Druck die Beschränkungen zu lockern nachgeben, werden wir uns in den nächsten Monaten einem besorgniserregenden Anstieg der Infektionszahlen gegenübersehen. Statt der 20.000 Infektionen im Moment, werden wir es dann mit bis 100.000 Infektionen zu tun haben, betont Drosten.
Allerdings wird sich die Struktur der Infektionen ändern und es werden deutlich mehr jüngere Menschen betroffen sein. Da diese im Durchschnitt mit einem milderen Verlauf rechnen können, wird die Sterberate ebenfalls deutlich sinken. Trotzdem wird es aufgrund der absoluten Zahlen zu mehr schweren Verläufen kommen. Die Überlastung des Gesundheitssystems wird dann wieder zu einer realen Gefahr. Drosten sieht keinen Anlass zu einer Entwarnung. Im Gegensatz zu der Entwicklung im Jahr 2020 haben wir akut die Überschreitung des kritischen Schwellenwertes. Hohe Infektionszahlen auch im Frühjahr werden die Konsequenz sein, so der Berliner Wissenschaftler. Die Hoffnung auf einen jahreszeitlich bedingten Rückgang ist angesichts der Erfahrungen in Spanien und Südafrika nicht begründet. Die Reproduktion des Virus muss umgehend auf einen Wert von unter 0,7 fallen, wenn wir dieses Szenario vermeiden wollen. Eine große Rolle hierbei spielen auch die Mutationen, die zum Beispiel in Großbritannien aufgetreten sind. Eine Verbreitung dieser Mutationen muss unbedingt unterbunden werden. Derzeit besteht hierfür noch eine gute Chance. Voraussetzung ist allerdings, dass wir weiterhin keine Kompromisse bei der Eindämmung der Pandemie eingehen, fordert Drosten im „Spiegel“. Die Regelungen zum Thema „Homeoffice“ hält Drosten für halbherzig und die entstandene Diskussion um eine frühere Öffnung von Kitas und Grundschulen für kontraproduktiv.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix