Die Zahlen von Corona-Neuinfektionen gehen massiv zurück. Daher wird die Debatte heftiger, ob das Tragen der Maske noch zu verantworten ist.

Andreas Gassen, Präsident der KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung), fordert in der Dienstagsausgabe der Zeitung Rheinische Post eine sofortige Aufhebung der Pflicht zum Tragen einer Maske in Außenbereichen. Schon seit jeher sei es fragwürdig gewesen, ob diese Maßnahme sinnvoll sei. Nun aber, so der Präsident weiter, fehle es mittlerweile wirklich an einer fundierten juristischen oder medizinischen Basis, um das Maskentragen weiterhin von den Bürgern zu verlangen.

Gassen sieht auch das Tragen einer Maske im Innenbereich in nächster Zeit als überholt an. Die Pflicht könne entfallen, wenn alle genesen, geimpft oder getestet wären, so der KBV-Präsident weiter. Die Maske bezeichnete er in diesem Zusammenhang als nicht mehr nötig.

Sinnvoll sei das Maskentragen nur in dem Fall, wenn es im Innenraum bei sehr vielen Leuten zu einem engen Kontakt komme und wenn auch nicht geklärt wäre, ob jeder der Anwesenden genesen, getestet oder geimpft sei. Sollten darüber hinaus die Zahlen der Neuinfektionen weiterhin immer mehr sinken, könne die Maskenpflicht höchstwahrscheinlich überall wegfallen, so Gassen weiter.

Die Maske gehöre komplett abgeschafft, forderte in einem weitergehenden Schritt die Bundestagsfraktion der AFD. Dies müsse bundesweit geschehen und an allen Orten. Man greife mit der Maskenpflicht total unverhältnismäßig in die Grundrechte der Bürger ein, so Sebastian Münzenmaier. Er ist Vize-Fraktionschef der AFD und äußerte sich dahingehend gegenüber der Zeitung die Welt. Man solle daher schnell handeln und in ganz Deutschland überall die Pflicht zum Tragen einer Maske umgehend aufheben. Man benötige keine unendlichen Diskussionen. Auch sei ein Flickenteppich regionaler Art nicht wünschenswert.

Dietmar Bartsch von der Linken formulierte seine Forderung als Fraktionschef in Bezug auf die Schulen zugespitzt. Hier fordert er ab kommendem Jahr, dass die Maskenpflicht aufgehoben werden müsse. Man habe alle Schülerinnen und Schüler in der Pandemie alleine gelassen, deswegen müsse es nun bei den Schülern eine Priorität geben, wenn es um eine Lockerung der Maskenpflicht gehe, so Bartsch gegenüber der Zeitung die Welt. Umso jünger die Schüler seien, umso schneller solle die Maskenpflicht im Alltag aufgehoben werden. Im neuen Schuljahr solle es überhaupt keine Masken mehr geben. Generell müssten Grundschüler komplett von der Maskenpflicht befreit sein.

Bartsch ist dafür, die Maskenpflicht schrittweise aufzuheben. Es sei nicht gut, wenn sie überall zur selben Zeit falle, so der Linke weiter. Wenn viele Leute ohne Impfnachweis und Test zusammenkämen, müsse man bei den Lockerungen vorsichtig sein. Gegenüber der Welt äußerte sich auch Dario Schramm, Generalsekretär der Bundes-Schülerkonferenz. Jetzt, da die heißen Sommertage kämen, seien Masken ein Übel, das man im Alltag vermeiden könne.

Mahnend dagegen ist die Stimme kam des Präsidiumsmitglieds im Verband der deutschen Werks- und Betriebsärzte. Uwe Gerecke sagte, er wünsche sich, dass die Menschen, wir alle, noch die Energie hätten, weiterhin mit Maske zu gehen. Dies gelte bevorzugt an jenen Orten, wo man sich nahe sei, in der Enge von U-Bahnen und Bussen, am Arbeitsplatz, also dort, wo nicht genügend gelüftet werden könne, man nicht im Freien, aber eng zusammen sei. Gegenüber RTL/ntv sagte Gerecke, es habe sich just im Winter immer wieder gezeigt, dass die Maske ein unerlässlicher Schutz sei, um das Coronavirus nachhaltig einzudämmen.

Selbst Menschen, die schon zwei Mal geimpft sind, nimmt Gerecke nicht von dieser Forderung aus. Er rate jenen Menschen ebenso, weiterhin zum Beispiel bei der Arbeit einen Mund- und Nasenschutz zu tragen. Natürlich wisse man jetzt, dass die Impfdosis schütze, ja, dass es eine hervorragende Impfung sei. Dennoch wäre es möglich, dass auch Menschen mit einer zweimaligen Impfung noch das Virus in sich hätten. Dann könne es passieren, dass vielleicht Menschen, deren Immunsystem besonders sensibel sei, also Menschen, die keine starke Abwehr hätten, sich an den Geimpften infizieren könnten.
Hier bedürfe es mehr an Erfahrungen. Solange diese nicht bestünden, sei es auf jeden Fall sinnvoll und besser, weiterhin die Maske zu tragen und natürlich auch die Hygieneregeln einzuhalten, beziehungsweise auf Abstand zu anderen Menschen zu bleiben.

Andreas Barsch, Präsident des Lehrerverbands von Nordrhein-Westfalen, sagte in der Montagsausgabe der Rheinischen Post, er sei ein Skeptiker und halte es für absolut unverantwortlich, was da als Vorstoß aus den Reihen der Bundespolitik komme. Er hoffe wirklich, niemand komme in den letzten Schulwochen vor Ferienbeginn auf die Idee in NRW, die Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes abzuschaffen. Es sei sowohl gelernt als auch unter Schülern akzeptiert, wie man den Mund- und Nasenschutz trage. Nur 45 Prozent aller Lehrerinnen und Lehrer seien bisher nach seiner Schätzung in NRW zum ersten Mal geimpft. Einen vollständigen Schutz durch Impfung hätten circa 15 bis 20 Prozent. Somit sei ein vollständiger Impfschutz aller Kollegen auf jeden Fall erst ab Herbst gewährleistet, das stehe, so Bartsch, außer Frage.

Zur selben Zeit, so Bartsch weiter, spreche man über eine nicht tragbare Entscheidung der Impfkommission, nach der eine Freigabe der Impfstoffe für Kinder grundsätzlich abzulehnen sei. Er wisse, dass man aus Amerika über gute Daten verfüge. Diese sprächen eine klare Sprache. Bartsch nannte die Entscheidung der Ständigen Impfkommission eine Schutzbehauptung.

Der Vertreter der Lehrer fordert, den Infektionsschutz für alle Lehrer und Schüler sicherzustellen. Nur so könne dann auch wieder nach den Ferien Unterricht sicher im Präsenzmodus stattfinden. Dazu gehörten seiner Meinung nach das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes sowie die Aufrechterhaltung der Infrastruktur beim Testen. Man müsse doch klar sehen, dass zwischen 30 und 32 Kinder in geschlossenen Räumen ohne Abstand über lange Zeit nebeneinander säßen.

Bartsch ist auch skeptisch, was die Herbstzeit betrifft. Sowohl Virologen als auch Pneumologen sähen schon jetzt voraus, dass mit Rückkehrern aus Reisegebieten, schlechterem Wetter und einer möglichen Mutante durchaus auf Deutschland eine vierte Welle zurollen könne. Daher sei es wichtig, nicht wieder eine neue System-Einteilung beim Mund- und Nasenschutz zu schaffen. Niemand sei daran interessiert, nach den Ferien im Herbst dann wieder zurückzukehren in einen Wechselunterricht. Er selbst habe dahingehend aber Befürchtungen. Denn Frau Gebauer sei Parteifreundin von Kubicki. Es könne jetzt ein falscher Druck in der Öffentlichkeit aufkommen. Er mahne, jeden der an Entscheidungen beteiligt ist, zu großer Besonnenheit, so Bartsch gegenüber der Rheinischen Post.

Zurückhaltung zeigte am Montag auch die Bundesregierung, als es darum ging, die Maskenpflicht aufzuheben. Martina Fietz, stellvertretende Regierungssprecherin, sagte, man mahne, vorsichtig zu bleiben und nicht überstürzt und schnell zu lockern. Aus den Augen verlieren dürfe man jetzt nicht eine mögliche Gefahr durch mögliche Mutanten. Hintergrund dazu ist: Der Bundesgesundheitsminister hatte sich in einem Interview ausdrücklich für das Ende des Mund- und Nasenschutzes ausgesprochen. Jens Spahn von der CDU wünscht sich ein stufenweises Vorgehen. Als erstes müsse im Freien die Maskenpflicht fallen.

Redaktion poppress.de, A & Omega