Die FDP-Fraktion fordert einen Wechsel der Sitzordnung im Bundestag, um nicht mehr Nachbar der AfD zu sein.

Die FDP-Fraktion hat inzwischen im Vorältestenrat des Bundestages gegen die für die nächste Legislaturperiode geplante Sitzordnung im künftigen Bundestages protestiert, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet. Der Vorschlag für die bisher angedachte Sitzordnung kommt vom scheidenden Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU). Dieser hatte den Fraktionen vorgeschlagen, eine Sitzordnung zu wählen, bei der das Wahlergebnis die Zahl der jeweilige Sitze in Reihe 1 des Bundestages widerspiegeln würde. Dabei würden laut FAS die Linke und die AfD jeweils einen Sitz in der ersten Reihe erhalten, Bündnis 90/Grüne und FDP jeweils zwei sowie SPD und Union jeweils vier. Die Union verliert einen Sitz in der ersten Reihe, während die Grünen und die SPD einen hinzugewinnen. Die Linke und die FDP bleiben konstant, einen Sitz weniger erhält die AfD.

Zum Kampf um die Sitze in der ersten Reihe des Bundestages äußerte sich gegenüber der Zeitung auch der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert. Er sagte den Journalisten, dass der Kampf um diese Sitze deshalb so engagiert geführt werde, weil die dort platzierten Abgeordneten prominent in den Medien zu sehen seien, was ihrem Geltungsbedürfnis stark entgegenkommen würde. Dies scheint auch der Grund dafür zu sein, warum sich die FDP gegen Schäubles Vorschlag wehrt: Ihre Abgeordneten möchten rein optisch nicht in der Nähe der AfD erscheinen.

Schäubles Rechnung wird übrigens nicht von allen Fraktionen akzeptiert. Die AfD-Fraktion kündigte an, dass sie diese überprüfen lassen wolle. In der letzten Legislaturperiode verfügte sie über zwei Sitze für ihre beiden Fraktionsvorsitzenden. Der FDP wiederum geht es darum, ihrem politischen Selbstverständnis gemäß am liebsten in der Mitte platziert zu werden. Diesen Plan werde sie in den kommenden Monaten weiterverfolgen, hieß es aus der FDP-Fraktion. Wenn künftig eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen regiert, könnte diese sogar den Umzug der FDP-Fraktion in die Parlamentsmitte per Mehrheitsbeschluss erzwingen. Hermann Otto Solms bekräftigte als früherer FDP-Fraktionsvorsitzender gegenüber der Zeitung die Ambitionen seiner Parteifreunde. Man gehöre als FDP politisch in die Mitte, so Solms. Das sei auch schon immer so gewesen, nur habe man im letzten Bundestag für diese Platzierung nicht die erforderliche Unterstützung erhalten. Es sei sehr unangenehm, neben der AfD zu sitzen. Außenstehende könnten im Fernsehen nicht sofort erkennen, dass die lautstarken Pöbeleien und unverschämten Zwischenrufe der AfD-Abgeordneten nichts mit der FDP zu tun hätten. Daher hoffe man sehr, im nächsten Bundestag beim Platzierungswunsch unterstützt zu werden.

Redaktion poppress.de, A-055824