Ärztevertreter beurteilen DFL-Konzepte zur Infektionsprophylaxe in Bundesligastadien als unrealistisch.

Das von der Deutschen Fußballliga (DFL) vorgelegte Hygienekonzept kann vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens nicht überzeugen, erklärt Susanne Johna, Vorsitzende der Ärztevereinigung „Marburger Bund“ gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Im Vorfeld der Entscheidung der Gesundheitsminister der Länder zur Zulassung von Zuschauern zu Spielen der Fußball-Bundesliga, bewertet die Ärzteorganisation die Gefahr der Entstehung eines Hot-Spots als realistisch und rät von einer Risikostrategie zugunsten der Fußball-Events ab. Die Massenansammlung von Fans während eines Bundesliga-Spiels, birgt die Gefahr, dass ein Infektionsherd entsteht, der die bisherigen Bemühungen um eine Eindämmung der Infektionszahlen zunichtemachen würde, warnt die Hygienespezialistin Johna.
Das Problem bei der Corona-Infektion ist das verbreitete Ausbleiben von Krankheitssymptomen bei Infizierten. Ein relativ hoher Prozentsatz der Covid-Infizierten zeigt keinerlei Anzeichen der Krankheit. Dennoch sind diese Menschen Träger des Virus und es geht von ihnen eine reale Infektionsgefahr aus. Die Situation in den Stadien mit Emotionen und lautstarken Kundgebungen der Fans, ist eine extrem gefährliche, urteilt die Medizinerin. Die Überprüfung des Hygiene-Konzepts der DFL zeigt deutliche Schwächen und kann in dieser Form nicht akzeptiert werden. Johna zeigt sich im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ als aktiver Fußballfan. Ich selbst finde die Atmosphäre in den Stadien attraktiv und schaue mir einige Spiele in der Saison direkt im Stadion an. Aber gerade deshalb weiß ich, dass Fußball Emotion bedeutet. Da gibt es Torjubel, Enttäuschung und Ärger, der die Menschen mitreißt. Da bleibt niemand ruhig auf dem Platz sitzen und applaudiert brav, das ist völlig unrealistisch. Auch außerhalb der Stadien kann eine soziale Distanz nicht eingehalten werden.
Am heutigen Montag wird eine Vorentscheidung zur Freigabe von Zuschauern zu DFL-Spielen durch die Gesundheitsminister der Länder erwartet, die zu diesem Thema beraten. Das DFL-Hygienemodell geht von einer Begrenzung der Fanzahlen, dem Ausschluss von Gäste-Fans und der Sperrung von Stehplätzen aus. Weiterhin will die DFL in den Stadien ein Alkoholverbot durchsetzen und die Personendaten jedes Zuschauers erfassen, um bei Infektionen die notwendigen Quarantänemaßnahmen einleiten zu können. Die Bundesligasaison startet in diesem Jahr verspätet am 19. September.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix