Rehn, EZB-Ratsmitglied, befürchtet, dass es zu einer Abkoppelung der Märkte von der Realwirtschaft kommen könnte.

Den finnischen Notenbankchef treiben Befürchtungen um, dass sich die Märkte von der Realwirtschaft abkoppeln könnten: Dies, so Rehn in der Ausgabe vom Donnerstag im Handelsblatt, sei eines der außergewöhnlichsten Phänomene, welche man in der derzeitigen Krise beobachten könne. Vor allem meine er damit den Aktienmarkt. Er sehe die Schuld für eine derartige Entwicklung jedoch nicht bei den Notenbanken.

Die Notenbanken bestimmten nicht selbst den Trend. Ihre Geldpolitik würde diesem Trend nur folgen. Und der sei, zu immer niedrigeren Zinsen zu gelangen.

Die EZB hatte auf ihrer Sitzung im vergangenen Monat entschieden, das Anleiheprogramm auszuweiten. Dieses war aufgrund der Coronakrise beschlossen worden. Der Rat der Europäischen Zentralbank weitete PEPP auf 1,35 Billionen Euro aus, durch Zuschuss von 600 Milliarden Euro.

Rehn unterstrich dabei, dass trotz allen flexiblen Verhaltens sich die Käufe am Kapitalschlüssel zu orientieren hätten, gemeint ist jener der EZB. Dieser bemisst sich nach Wirtschaftskraft und Bevölkerung der Länder des Euro-Raums. Der Schlüssel müsse im Programm des PEPP Anker bleiben. Zu jenem Anker sollten letztlich die Käufe konvergieren.

Explizit wandte sich der Finne gegen einen Vorschlag, nach dem die Europäische Zentralbank Spannen explizit für längerfristige Renditen diverser Staatsanleihen der Länder der Eurozone anzustreben hätten. Er könne nicht glauben, dass es einen wissenschaftlichen Beweis dafür gebe, wonach man das Niveau der Rendite angemessen festlegen könne.

Es gibt andere Notenbanken. So verfolgt die Bank von Japan eine steuernde Strategie. Mit dieser Strategie wird die Zinskurve beeinflusst. So wird ein Ziel nicht nur für kurzfristige Zinsen genannt, sondern es werden auch Ziele für langfristige Zinsen festgelegt, so das Handelsblatt.

Rehn geht, was die Aussichten auf eine Inflation betrifft, davon aus, dass sich die durch Corona ausgelöste Pandemie kurzfristig oder auch in einem mittleren Zeitraum auswirken wird. Und zwar preisdämpfend. Er sehe auch die Gefahr gegeben, dass es zu einer Deflation kommt.

Man habe es mit zwei Krisen zu tun. Einer, die das Angebot betreffe und einer, die die Nachfrage betreffe. Ganz besonders aber sei die Nachfrage gesunken. Dies drücke in der Tendenz massiv die Preise. Auch wenn diese Aussichten trüb seien, solle man die Risiken nicht verkennen, die eine höhere Inflation mit sich bringe. Hierfür gebe es einfach kein unendlich wirksames, zauberhaftes Mittel. Sollte es zu einem Anzug der Inflation irgendwann kommen, werde die Europäische Zentralbank angemessen reagieren. Das müsse man ganz klar sehen.

Redaktion poppress.de, A & Omega