In der Corona-Krise kam es zu einem starken Einbruch im internationen Verkehr von Gütern und Waren.

Die am Donnerstag erscheinenden Ausgaben der Zeitungen des Verbundes „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ berichten über den aktuellen Außenwirtschaftsreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der zu diesem Fazit kommt. Grundlage dieses Berichtes des DIHK ist eine Umfrage unter den deutschen Industrie- und Handelskammern, in denen insgesamt über eine halbe Million Unternehmen mit Tätigkeiten im Außenhandel organisiert sind und die dafür zuständig sind, Dokumente für den internationalen Handelsverkehr mit Waren auszustellen.

So ging die Zahl der von den IHKs erstellten sogenannten Ursprungszeugnisse (Dokumente, die der Bestätigung der Herkunft von Waren dienen) im April, verglichen mit dem März, um mehr als 18 Prozent zurück. Auch für das gesamte Jahr lässt sich hier bereits ein deutlicher Rückgang erkennen. Die Ausstellung von Carnets, das sind Zolldokumente, die gewissermaßen als „Reisepässe“ für die temporäre Ausfuhr von Waren dienen, nahm im zweiten Quartal des laufenden Jahres gar um 73 Prozent ab. Volker Treier, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DIHK und dort für die Bereiche International und Europäische Union sowie für die Auslandshandelskammern zuständig, erklärte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, der durch die Corona-Krise verursachte massive Rückgang im internationalen Handel hinterlasse „tiefe Spuren bei den Warenexporten deutscher Unternehmen“. Er sah voraus, dass die Unternehmen vor dem Hintergrund globaler Reisewarnungen und Exportbeschränkungen „einen langen Atem brauchen“ werden, um wieder auf das Niveau der Zeit vor der Krise zurückzufinden.

Wie Treier erläuterte, handelt es sich bei Ursprungszeugnissen und Carnets sozusagen um „das Fieberthermometer des Welthandels“. An der Zahl der erstellten Dokumente könne man etwa Handelskonflikte, Zölle und Sanktionen ablesen, aber auch die wirtschaftlichen Folgen der herrschenden Corona-Pandemie. Wenn Techniker nicht mehr zu Installationen und Inbetriebnahmen ins Ausland reisen könnten „und internationale Messen, Sportevents und Kulturveranstaltungen ausfallen, gehen auch weniger temporär befristete Ausfuhren von Waren, Maschinen und Werkzeugen über die Grenze“, machte der DIHK-Vizegeschäftsführer klar. Noch im letzten Jahr waren 1,5 Millionen Ursprungszeugnisse, mit denen sich Zölle vermeiden lassen, erstellt worden. Dies war ein Rekordwert.

Immerhin lässt sich auch ein positiver Trend feststellen. Immer mehr Ursprungszeugnisse werden in der Zeit von Corona auf digitalem Weg beantragt und auch erteilt, und zwar sowohl vom Schreibtisch im Büro als auch vom Home-Office aus. Wie Treier sagte, lag der Anteil elektronischer Ursprungszeugnisse im Juni bereits bei 63 Prozent. Dies sei so viel wie nie zuvor. „Den Unternehmen spart das Zeit und Geld und ermöglicht gerade unter Lockdown-Bedingungen eine flexible Handhabe bei Exporten“, stellte der 1969 geborene Wirtschaftswissenschaftler dar. Noch im letzten Jahr hatte die Quote elektronisch erstellter Ursprungszeugnisse nur etwa 45 Prozent betragen. „Die Digitalisierung federt einen Teil des bürokratischen Mehraufwands bei internationalen Handelsgeschäften ab“, zeigte sich der Außenhandelsexperte des DIHK zufrieden und stellte weiter fest, die Corona-Krise dürfe sich nicht zu einem zusätzlichen Motor für Bürokratie, Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung entwickeln.

Redaktion poppress.de, A-1010413