Gerd Glaeske, Gesundheitsökonom von der Universität Bremen, fordert von den Pharmaunternehmen die Veröffentlichung der Preiskalkulation für Covid-19-Impfstoffe.

Der Gesundheitsökonom sagte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ in den Ausgaben für Mittwoch, die Pharmaunternehmen müssten offenlegen, wie die Preise zustande kommen würden, da sowohl der Aufbau von Kapazitäten in der Produktion als auch die Entwicklung eines Covid-19-Impfstoffes mit staatlichen Geldern gefördert werden. Daraus müsse klar hervorgehen, wie hoch der öffentliche Anteil und der Anteil der Unternehmen sei. Es könne nicht angehen, dass am Ende für einen hoffentlich nützlichen und von allen Seiten geforderte Impfstoff doppelt bezahlt werden müsse, weil die Ausgaben der Forschung teilweise über die Steuern sozialisiert und die erwartungsgemäß hohen Profite allein von den Unternehmungen privatisiert würden, mahnte der Gesundheitsökonom.

Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, hat davor gewarnt, die Abgabe zum Selbstkostenpreis, welche von einigen Unternehmen versprochen wurde, mit dem Verzicht auf die Profite zu verwechseln. Selbstkostenpreis würde zwar gut klingen, jedoch kenne außer den Pharmaunternehmungen niemand die effektiven Kosten. Dicke Gewinne wären für die Firmen selbst bei einem Preis von wenigen Euro pro Dosis noch möglich. In der Pharmaindustrie würden die Preise nicht danach gemacht, was die Forschung, Entwicklung und Produktion effektiv kosteten, sondern seien darauf ausgerichtet, was der Markt voraussichtlich hergeben wird, erklärte der Chef der Kasse weiter.

Der preisliche Spielraum für einen Covid-19-Impfstoff sei zwar, bedingt durch den öffentlichen Druck weltweit, sicher enger als bei klassischen Medikamenten. Trotzdem werden die Pharmaunternehmungen auch in diesem Fall an die oberen Grenzen dessen gehen, was die Öffentlichkeit noch als ethisch vertretbar ansieht, so der Kassenchef. Es sei absolut in Ordnung, dass die Pharmaunternehmen mit Produkten, welche für Patientinnen und Patienten einen Nutzen darstellen, Profite machen würden und fordert, jedoch müssten diese für die Gesellschaft in einem finanzierbaren und vertretbaren Rahmen liegen.

Redaktion poppress.de, Ever True Smile