Paul-Ehrlich-Institut erwartet bezahlbaren Impfstoff und geht von einer erfolgreichen klinischen Testphase aus.

Im globalen Wettlauf um die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs, sieht der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, gute Chancen für deutsche Pharmaunternehmen. Die derzeitige fieberhafte Suche nach einem Impfstoff in den pharmazeutischen Labors, ist ein prestigeträchtiges Projekt, betont der Wissenschaftler gegenüber der RTL/n-tv-Redaktion. Als Institution, die für die Zulassung von Medikamenten und Impfstoffen zuständig ist, haben wir direkten Einblick in die aktuellen Forschungen und hier ist durchaus Optimismus angebracht. Das Institut rechnet aufgrund der internationalen Situation mit einem Preis pro Impfdosis, die nur gering über den Herstellungspreisen liegen wird. Die Pharmaunternehmen haben die Herausforderung angenommen und sehen sich in der Verantwortung. Welcher Anteil an den Impfkosten von den Krankenkassen aufgebracht wird und wie hoch die Selbstbeteiligung sein wird, lässt der Cichutek offen.
Aktuell gibt es bei deutschen Pharmaunternehmen zwei Projekte, die vor der Zulassung der klinischen Testphase stehen. Es handelt sich dabei um das Tübinger Unternehmen Curevac und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung. Bei den Labordaten, die uns vorliegen, können wir die klinische Testphase in wenigen Wochen genehmigen. Das Mainzer Forschungslabor BioNTech befindet sich bereits in der Praxisphase und erwartet baldige Ergebnisse. Falls ein Impfstoff verfügbar ist, könnte eine großangelegte Impfaktion gestartet werden. Eine sogenannte Durchimpfung erfordere eine entsprechende Infrastruktur, wie zum Beispiel eine ausreichende Anzahl von Ärzten, die eine Impfung durchführen können. Das deutsche Gesundheitssystem kann dies leisten, es wird aber Monate in Anspruch nehmen, schätzt der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.
Im globalen Maßstab muss eine Kooperation der potentiellen Hersteller angestrebt werden, die ihre Kapazitäten in einem internationalen Pool zur Verfügung stellen sollten. Ein Corona-Impfstoff stellt akut die Frage nach einer Verteilungsgerechtigkeit. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie darf keine Frage des Geldes werden, fordert Cituchek in der Sendung „Frühstart“ der RTL/n-tv-Redaktion. Bisher hatten wir das Glück, mit Epidemien konfrontiert zu werden, bei denen wir ausreichend Zeit hatten, um Impfstoffe zu entwickeln. Deshalb konnten wir diese Ereignisse unter Kontrolle halten. Bei Corona sieht es anders aus und die Pandemie war Realität, bevor die Forscher ein ausreichendes Wissen über den Erreger erlangen konnten. Unsere Kenntnisse über Corona wachsen mit jedem Tag und fließen direkt in die Impfstoffentwicklung ein. Cituchek zeigt sich allerdings zuversichtlich das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. Das erfordert allerdings eine flexible Strategie.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix