Führende Forschungsinstitute schlagen Alarm. Wie neue Prognosen bestätigen: Es ist mit einem starken Schrumpfen der deutschen Wirtschaft zu rechnen.

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, eine »unabhängige Einrichtung« im Sinne des EgVG, dem Vorausschätzungsgesetz, ist sich sicher: Für das laufende Jahr 2023 ist mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland um 0,6 Prozent zu rechnen. Die Prognose orientiert sich dabei grundsätzlich an den Projektionen der Bundesregierung und greift auf fundiertes Fachwissen zurück. Mehrere unabhängige Institute wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin sowie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle e.V. sind sich demnach einig, die Prognose vom Frühjahr 2023 muss nochmals kräftig um 0,9 Prozentpunkte nach unten revidiert werden.

Die Konjunktur scheint ein stotternder Motor zu sein. Laut Oliver Holtemöller, dem stellvertretenden Präsidenten und Leiter des Leibniz-Institutes für Wirtschaftsforschung Halle, kurz IWH, ist der Hauptgrund dafür, „dass sich die Industrie sowie der Privatkonsum weitaus langsamer erholen, als zunächst vermutet“. Deutschland befindet sich demzufolge in einer Rezession, also einer Konjunkturphase des wirtschaftlichen Abschwungs. Gründe dafür mag es viele geben, jedoch bezeichnet der Wirtschaftsexperte die steigenden Energiepreise 2022 sowie die zuvor durchlebte Corona-Pandemie als Triebfedern der Konjunkturschwächung. Privathaushalten wurde somit die Kaufkraft entzogen, was gleichzeitig die Konsum- und Baunachfrage erheblich schwächte. Mit dem gleichzeitigen Anstieg der Leitzinsen um vier Prozentpunkte wurde zusätzlich Stroh ins Feuer geworfen. Die Stimmung auf dem Markt ist somit mehr als schlecht. Gerade für private Unternehmen, Gewerbetreibende oder sonstige Dienstleister verschlechtert sich die Lage zusehends. Einen großen Beitrag dazu trägt die politische Unsicherheit bei, welche anstatt klare Konzepte zutage zu fördern, in einer Art Schreckstarre verharrt. Dies bekommt ebenfalls die industrielle Produktion zu spüren, deren Wirtschaftskraft im dritten Quartal 2023 nochmals kräftig sank. Der spürbare Anstieg von Löhnen sowie die Senkung der Energiepreise lassen hingegen hoffen. So prognostizieren die Experten und Expertinnen der jeweiligen Gremien für das kommende Jahr einen leichten Anstieg der Konjunktur. Mit 1,3 Prozent liegt die Prognose für das Frühjahr 2024 somit nur 0,2 Prozentpunkte unter dem der Prognose des Frühjahresquartals 2023. Da die Erwerbsbevölkerung innerhalb Deutschlands immer weiter schrumpft, wird dies voraussichtlich auch weiter so bleiben. Während die Arbeitslosenquote allenfalls moderat ansteigt und im kommenden Jahr möglicherweise leicht sinkt, sollte sich dies ebenfalls an der gestiegenen Preisfront bemerkbar machen. Hier dürfte die Inflationsrate auf 2,6 Prozentpunkte im Jahr 2024 zurückgehen und somit sich bei 6,1 Prozent einpendeln. Werden die Energiepreise ausgeschlossen und somit ausschließlich die Kerninflation berücksichtigt, ist laut dem Expertenrat sogar mit einem Inflationsrückgang von satten 3,1 Prozent zu rechnen. Die Erwartungen sind somit hoch und es wird für das kommende Jahr erwartet, dass sich Wirtschaft und Kaufkraft wieder langsam erholen.

Redaktion poppress.de, Gin Ton