Drei-Sterne-General Mark Hertling sieht in einem Abzug von US-Truppen aus Deutschland eine Schwächung der globalen Position der USA

Der ehemalige Kommandant der europäischen US-Streitkräfte, General Mark Hertling, weist die Pläne des US-Verteidigungsministeriums für einen Abzug von US-Truppen aus Deutschland entschieden zurück. Der zwischenzeitlich pensionierte Oberbefehlshaber der in Europa stationierten US-Truppen warnt gegenüber dem Nachrichtenportal T-Online vor einer dauerhaften Schwächung der NATO. Das Verteidigungsbündnis ist seit Jahrzehnten eingespielt und basiert auf gegenseitigem Vertrauen, so der General. Die kurzfristig ausgerichtete Politik des US-Präsidenten gefährde die Handlungsfähigkeit der Militärallianz.
Die NATO hat sich in den Krisen und Konflikten der letzten Jahre den neuen Herausforderungen angepasst und erfolgreich eine gemeinsame Strategie entwickelt. Der jetzt geplante Abzug bringt ein grundlegendes Misstrauen in die Allianz, von der sie sich nur schwer erholen wird. Der General verweist als Beispiel auf den Truppenübungsplatz in Grafenwöhr (Bayern), in dessen Umfeld 4.500 US-Soldaten stationiert sind. Der Truppenübungsplatz gehört zur Infrastruktur multinationaler Eingreiftruppen der NATO. Ein Abzug der US-Truppen würde die aktive Schlagkraft der Nato-Einheiten erheblich schwächen, so der ehemalige Oberkommandierende. Hertling, der sein Amt in Europa zwischen 2011 und 2012 ausübte, bekennt sich zur Notwendigkeit einer offenen Kommunikation zwischen den Bündnispartnern. Entscheidungen von solcher Tragweite können und dürfen nicht im Alleingang von einem Partner getroffen werden.
Hertling kritisiert das Vorgehen der US-Regierung heftig, die ohne Absprache mit den Bündnispartnern einen Abzug der US-Truppen im Juni und eine baldige Umsetzung der Pläne verkündet. Der Drei-Sterne-General hat allerdings noch die Hoffnung, dass der US-Kongress den Alleingang von Donald Trump noch verhindern wird. Hier stehen die langfristigen Militär- und Sicherheitsinteressen der USA gegen eine unverantwortliche Affekthandlung des Präsidenten. Die Abgeordneten werden dies bei ihrer Abstimmung zu den Abzugsplänen in die Entscheidungsfindung einfließen lassen, ist sich Hertling im Interview mit dem Nachrichtenportal T-Online sicher. Die Ankündigung ist ein Racheakt an Bundeskanzlerin Merkel und widerspricht jeglicher Logik der US-Militärstrategie.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix