Ökonomen warnen vor falscher Deutung der BIP-Prognose durch Politik

Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute mahnen die Politik, die aktuelle Konjunkturprognose nicht als Zeichen nachhaltigen Wachstums zu werten.

heute 11:50 Uhr | 84 mal gelesen

Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) betonte am Donnerstag in Berlin, dass die prognostizierte Zunahme der Wirtschaftsleistung hauptsächlich durch staatliche Anreize und hohe öffentliche Verschuldung resultiere. "Hier erleben wir kein selbsttragendes Wachstum, sondern eine kurzfristige Belebung durch massives Eingreifen des Staates", verglich Kooths und zog einen bildhaften Vergleich mit einem angeschlagenen Patienten, der durch eine Spritze kurzfristig belebt werde. Dies sei keineswegs ein Zeichen für wirtschaftliche Gesundung, weshalb Politik und Wirtschaft sich nicht auf ihren bisherigen Erfolgen ausruhen sollten. Ohne weitreichende Reformen werde sich das Wachstum am Ende des Jahrzehnts laut Gutachten auf kaum 0,2 Prozent beschränken. Positive Impulse könnten laut Kooths durch außenwirtschaftliche Öffnung, etwa Abkommen mit Mercosur oder Indonesien, kommen. Geraldine Dany-Knedlik vom DIW stellte klar, dass die aktuelle Prognose von 1,3 Prozent Wachstum 2025 unsicher bleibe. "Das Gutachten ist eine Einschätzung, keine Garantie, vieles hängt von der Wirksamkeit der finanziellen Impulse und externen Faktoren ab", so Dany-Knedlik.

Die führenden Ökonomen sehen die Konjunkturprognose für Deutschland kritisch: Das erwartete Wachstum wird maßgeblich von staatlicher Verschuldung und wirtschaftspolitischen Maßnahmen getragen, nicht aber von einer eigenständigen Erholung der Wirtschaft. Die Experten mahnen politische Entscheider, dies nicht als Erfolgsnachweis zu interpretieren, sondern strukturelle Reformen und langfristig tragende Mechanismen zu schaffen. Insbesondere betonen sie die Unsicherheit der Prognose und empfehlen, sich stärker außenwirtschaftlich zu öffnen; Handelsabkommen wie mit Mercosur oder Indonesien können dabei unterstützend wirken. NEUE RECHERCHE: Die Stimmung unter Ökonomen bleibt weiterhin angespannt. Zuletzt setzte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ein ähnliches Signal: Die Konjunkturerholung in Deutschland ist fragil und von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Geopolitische Spannungen, Lieferkettenprobleme und nachlassende Nachfrage in wichtigen Exportmärkten werden als Belastungsfaktoren angesehen. Viele Experten fordern von der Regierung, die Bildung und Digitalisierung voranzutreiben sowie bürokratische Hürden abzubauen, um nachhaltiges Wachstum zu sichern. Nach Einschätzung führender Institute ist insbesondere die exportorientierte Industrie weiterhin durch eine schwache Wettbewerbsfähigkeit belastet, was sich auch mittelfristig dämpfend auswirken könnte.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Ein ausführlicher Artikel auf zeit.de beschreibt, wie die aktuelle Konjunkturprognose von Ökonomen als zu optimistisch bewertet wird. Viele Fachleute warnen dort, dass staatliche Impulse und Verschuldung kurzfristig zwar helfen, langfristig aber keine echten Strukturprobleme lösen – so wird verstärkt auf den Handlungsbedarf bei Reformen und Investitionen hingewiesen. Die Prognose einer geringen Jahreswachstumsrate verdeutliche die Fragilität der Lage Quelle: ZEIT ONLINE.

2. Die Süddeutsche Zeitung analysiert, dass das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland trotz günstigerer Finanzierungsbedingungen und einem leichten Aufschwung weiterhin schwach bleibt. Experten führen die anhaltende Schwäche unter anderem auf eine geringe Investitionsdynamik, Fachkräftemangel und eine nachlassende Auslandnachfrage zurück. Sie plädieren für eine stärkere Förderung von Innovation und für Erleichterungen bei Auslandsinvestitionen Quelle: Süddeutsche Zeitung.

3. Laut einem umfassenden Bericht auf faz.net warnen mehrere Ökonomen vor einer Überschätzung der Prognosen durch die Bundesregierung; kurzfristige Wachstumsimpulse durch massive Ausgaben seien nicht ausreichend, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die Unsicherheit im Hinblick auf geopolitische Risiken und die Transformation der Wirtschaft groß bleibt – Reformen im Bereich Bürokratieabbau und Digitalisierung werden als dringend erachtet. Danach werden auch die jüngsten Bemühungen um neue Handelsabkommen hervorgehoben, die zur mittelfristigen Stabilisierung beitragen könnten Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Schlagwort aus diesem Artikel