Porsche steht kurz davor, seine Batterietochter Cellforce massiv zu verkleinern – mit gravierenden Folgen für die Beschäftigten.

Einem Bericht des ‚Spiegel‘ zufolge plant Porsche, bei seiner hundertprozentigen Batteriezelltochter Cellforce rund 200 von 286 Angestellten zu kündigen. In Kirchentellinsfurt bleibt womöglich nur ein kleines F&E-Team übrig. Die Bundesagentur für Arbeit Reutlingen wurde bereits über die Massenentlassung informiert. Porsche äußerte sich auf Nachfrage des Magazins nicht. Bereits im April teilte der Konzern mit, Cellforce nicht eigenständig weiterbringen zu wollen und suchte nach Investoren. Zuletzt haben sich auch Delegierte von BMW und aus der Rüstungsindustrie für das Unternehmen interessiert, unter anderem wegen Batterien für Drohnen. Von BMW gibt es hierzu keine Stellungnahme. Porsches Rückzug aus dem Batteriezellgeschäft gilt als Rückschlag für Oliver Blume, der ambitionierte Pläne für den eigenen Wandel zur Elektromarke hatte. Für die Cellforce-Beschäftigten bedeutet dies große Unsicherheit, da kein Schutz vor Entlassungen wie beim Mutterkonzern existiert. Am Montag sind alle Mitarbeiter zu einer Versammlung mit Entwicklungschef Michael Steiner eingeladen, um über die Zukunft zu sprechen. Zudem fordert IG Metall, die Kündigungen aufzuschieben, bis ein Betriebsrat gewählt ist– dies könnte sich allerdings bis September verzögern. Auch die Politik ist alarmiert: Ministerpräsident Kretschmann fordert Klarheit, da Cellforce Investitionen aus Landesmitteln erhalten hat, die womöglich zurückgefordert werden könnten.

Porsche steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt in seinem strategisch wichtigen Batteriezell-Geschäft: Die meisten der 286 Cellforce-Angestellten verlieren ihre Beschäftigung, und die ambitionierte Eigenfertigung von Akkus wird weitgehend eingestellt. Branchenbeobachter bewerten diesen Schritt als herben Rückschlag für den Wandel der deutschen Autoindustrie Richtung Elektromobilität, während Investoren und politische Akteure auf Schadensbegrenzung drängen. Weitere Recherchen zeigen, dass zahlreiche Automobilhersteller in Europa ihre Batteriepläne neu bewerten oder verzögern, unter anderem aufgrund hoher Kosten, unvorhersehbarer Marktrisiken und stockender Förderungen. Auch Cellforce war ursprünglich als Innovationsmotor für Hochleistungsakkus gedacht, was wichtige Impulse für Forschung und Entwicklung im süddeutschen Raum versprach. Die Wirtschaftspresse berichtet gleichzeitig über die wachsende Skepsis internationaler Geldgeber gegenüber Neuinvestitionen in der europäischen Batteriezellindustrie. (Stand: 2024-06-26)

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

  • Ein Artikel der Süddeutschen Zeitung berichtet ausführlich, dass die Standortentscheidung von Batterieherstellern in Europa massiv davon abhängt, wie sich die staatlichen Förderprogramme entwickeln und ob industrielle Partner bereit sind, das Risiko trotz volatiler Rohstoffpreise einzugehen. Die Analyse beleuchtet auch, wie die angekündigte Restrukturierung bei Cellforce das Vertrauen in den Standort Deutschland für Zukunftstechnologien beeinträchtigt. Quelle: Süddeutsche Zeitung
  • Laut einem Bericht auf Spiegel Online geraten immer mehr Batterie-Start-ups in Deutschland und Europa unter Druck, da sowohl Investoren als auch die Automobilkonzerne zunehmend zögern, sich langfristig auf teure Produktionsaufbauten einzulassen, solange der Absatzmarkt für E-Autos schleppend wächst. Der Text befasst sich auch mit politischen Forderungen, staatliche Hilfen für Batterieprojekte an konkrete Beschäftigungsgarantien zu knüpfen. Quelle: Spiegel Online
  • Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet, wurde von Landesregierungen und dem Bund ein Monitoring-Programm geschaffen, das den Einsatz öffentlicher Gelder für Batterieprojekte – wie bei Cellforce – künftig noch intensiver überprüft. Der Bericht beschreibt, dass sich daraus stärkere Rückforderungen und striktere Bedingungen für künftige Innovationsförderungen ergeben könnten. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung

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