Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) haben in der ersten Hälfte des Jahres wegen der Corona-Epidemie einen deutlichen Überschuss erwirtschaftet.

Wie die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ in ihren Ausgaben vom Mittwoch berichten, konnten die AOK-Kassen bis zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres insgesamt ein deutliches Plus in Höhe von 320 Millionen Euro erzielen, obwohl es im ersten Quartal sogar noch ein Minus von 435 Millionen gab.

Der Grund hierfür ist ein in der Form noch nie zuvor erlebter Rückgang bei der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, der mit dem Beginn der Epidemie einsetzte. Beispielsweise wurden im Frühling in den Krankenhäusern fast alle Operationen, bei denen es möglich war, verschoben, um Intensivbetten für eventuelle Corona-Patienten vorhalten zu können. Auch vermieden viele Versicherte aus Furcht, sich womöglich mit Corona zu infizieren, Besuche beim Arzt oder Therapeuten. Die Leistungsausgaben pro Versicherten stiegen daher im zweiten Quartal, dem „Corona-Quartal“, nur sehr geringfügig – um 1,6 Prozent – an. Im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres wurde hier noch ein Anstieg von 3,4 Prozent festgestellt. Einen derartigen Rückgang der Ausgaben habe es seit dem Beginn der Vierteljahresstatistik noch nicht gegeben, erklärte die AOK. Fachleute nehmen an, auch bei den weiteren Arten von Krankenversicherungen (also Ersatzkassen, Innungskrankenkassen und Betriebskrankenkassen) sei eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen.

Martin Litsch, der Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, warnte jedoch davor, aus dieser Entwicklung falsche Schlüsse zu ziehen. Die Kassen müssten auch weiterhin zunächst „auf Sicht fahren“, da es sich bei dem finanziellen Ergebnis des zweiten Quartals lediglich um „eine Momentaufnahme“ handele. Die weitere Entwicklung im Laufe des Jahres 2020 sei „noch nicht abzusehen“, erklärte Litsch dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Auf Seiten der Ausgaben erkenne man zwar in fast allen Bereichen einen starken Rückgang der Fallzahlen. Es sei aber unklar, ob und wann es hier zu entsprechenden Nachholeffekten kommen werde. Auch müsse man etliche Extraposten einplanen. Zum Beispiel komme die gesetzliche Krankenversicherung – durch die Verwendung der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds – für die Finanzierung der zusätzlich bereitgestellten Intensivbetten, für die Bonuszahlungen für Pflegekräfte und auch für die Corona-Tests der Bürger allein auf. Die privaten Krankenversicherungen beteiligten sich an all diesen Kosten nicht, bemängelte Litsch. Gleichzeitig hätten sich im Gesundheitsfond die Einnahmen aus Beiträgen schlecht entwickelt, und es sei absehbar, dass sie klar hinter den Planungen zurückblieben. Daher sei es wichtig, dass der Bund zusätzliche Mittel in Höhe von 3,5 Milliarden Euro für das laufende Jahr zugesagt habe. Ob das ausreichend sein werde, müsse man aber zunächst abwarten. Man sei „mit dem Bundesgesundheitsminister im Dialog“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Redaktion poppress.de, A-1010413