Arbeitgeber schlagen die Verschiebung der Rentenanpassung aufgrund der nicht absehbaren ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie vor.

Die derzeitige wirtschaftliche Situation erlaubt keine normale Durchführung der gesetzlich geregelten Rentenanpassung. Deshalb sollte eine Anpassung der Rentenentwicklung an die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung rückgebunden werden, fordert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Von Seiten der Gewerkschaften trifft diese Forderung auf erheblichen Widerstand. Annelie Buntenbach, DGB-Vorstandsmitglied, sieht darin einen offensichtlichen Versuch der Arbeitgeber, die Corona-Krise für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. In der aktuellen Notlage sind die Menschen erheblich verunsichert und nun legen die Arbeitgeber noch einmal zu und sorgen für existenzielle Sorgen um die Alterssicherung, beklagt Buntenbach in der gleichen Zeitung. Eine Aussetzung der Rentenanpassung kommt einer Rentenkürzung gleich. Und diese sei dann nicht zeitlich auf die Krise beschränkt, sondern markiert einen grundsätzlichen Schritt zu einer Senkung der Altersbezüge. Die DGB-Vorstandsfrau rechnet eine Kürzung um 50 Prozent durch und erhält als Ergebnis eine Belastung der Rentner um sechs Milliarden Euro. Das ist keine Einbuße, die sich nach ein oder zwei Jahren wieder ausgleicht, warnt Buntenbach. Diese Summe fehlt den Beziehern von Renten dauerhaft. Von den sechs Milliarden Einsparung, würden drei Milliarden zugunsten der Arbeitgeber umverteilt, die aktuell Rettungsschirme in dreistelliger Milliardenhöhe bekämen. Es sind letztlich die Steuerzahler, also auch die Rentner, die für diese Subventionen langfristig aufkommen müssen. Eine Aussetzung der Rentenerhöhung ist demnach eine Doppeltbelastung der Betroffenen, betont der DGB. In der Corona-Krise scheint für Manche Alles möglich, auch das Herangehen an gesetzliche Regelungen. Hauptsache es verspreche finanzielle Vorteile, kritisiert die Gewerkschaftsvertreterin in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Arbeitgeberverbände verweisen demgegenüber auf die aktuelle Entwicklung der Einkommen. Der Shut-Down wird sich deutlich in der Lohnentwicklung zeigen, argumentiert Steffen Kampeter, Geschäftsführer des BDA. Die Rentenanpassungen sind an die Lohnentwicklung zurückgekoppelt. Außerdem stehen erhebliche Mindereinnahmen für die Sozialkassen ins Haus. Eine Verschiebung oder Kürzung der anstehenden Rentenerhöhung ist demnach nur eine angemessene Reaktion auf die neuen Realitäten. Der BDA bezieht sich auf ein Gutachten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Die Gutachter kamen darin zu dem Schluss, dass eine Anpassung der Rentenentwicklung an die ökonomische Krisenlage ohne Alternative sei. Allerdings hat die Bundesregierung die Erhöhung bereits verabschiedet, so dass mit einer Rücknahme der Entscheidung nicht zu rechnen ist. Die Renten werden, wie geplant, ab Juli im Westen um 3,45 Prozent und im Osten um 4,2 Prozent angehoben.

Redaktion poppress.de, NeoMatrix