Angehörige von Pflegebedürftigen fühlen sich während der durch Corona ausgelösten Krise laut einer Studie oft überfordert.

Zu diesem Schluss kommt eine von der Berliner Charité in Auftrag gegebene Studie. Die Studie befasst sich mit der Qualität von Pflege. In den Ausgaben vom Dienstag berichtet die FAZ darüber. Laut FAZ sagten 32 Prozent der Pflegenden, sie fühlten sich mit der Pflegesituation wegen der Corona-Krise überfordert, ihre Lage habe sich verschlechtert.

Im Einzelnen wurde von Hilflosigkeit bei 29 Prozent der Befragten gesprochen, die zugenommen habe. 22 Prozent der Befragten sprachen von zunehmender Verzweiflung, die sie fühlten.
Der Zeitpunkt, der als bisheriger Höhepunkt der Corona-Pandemie betrachtet wird, löste bei nahezu jedem die Sorge aus, dass es nicht mehr zu machen wäre, den Angehörigen zu Hause zu pflegen.

1.000 Angehörige, die zu Hause Angehörige pflegen, wurden von den Forschern befragt. Und zwar zu der Zeit, als bundesweit der Lockdown galt. Die Studie zeigt auch klar den Grund auf, warum die Pflegenden zu Hause derart unter Druck gekommen sind.

81 Prozent derer, die zu Hause Angehörige pflegen, sprachen davon, dass aufgrund der Krise plötzlich die bisherige Hilfe in einer Tagespflege vollkommen weggebrochen sei. 39 Prozent der Befragten berichten außerdem, dass auch andere Dienstleister im Gesundheitsbereich ihre Arbeit vollkommen hätten einstellen müssen. Als Beispiel wurde medizinische Fußpflege angeführt.

Die Sprecherin der Grünen im Bundestag, Kordula Schulz-Asche, spricht von fatalen Zuständen. Es sei nicht tragbar pflegepolitisch, wenn die unterstützenden Maßnahmen auf ein Mal wegbrechen würden. Damit seien die Angehörigen dann von einem Moment auf den nächsten vollkommen alleine. Daher setze sich ihre Partei gezielt dafür ein, dass Angehörige, die Pflegeaufgaben übernehmen, einen zuverlässigen finanziellen Betrag durch ein Corona-Pflegegeld bekommen. Dies müsse für den Fall geschehen, wenn pandemiebedingt sowohl Unterstützungs- als auch Betreuungsangebote mit einem Mal wegfielen, so Schulze-Asche gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Auch Erwin Rüddel von der CDU sieht dies so. Er ist der Vorsitzende im Bundestag für den Gesundheitsausschuss. Er könne sich eine Ersatzleistung für Lohn bei Pflegenden vorstellen, so Rüddel gegenüber der Zeitung weiter. Es müsse aber klar sein, dass diese nur während einer Pandemie in Kraft trete und gelte.

Heike Baehrens, Pflegebeauftragte für die SPD im Bundestag, stellte klar, dass schon Verbesserungen beschlossen worden seien. Im Mai wurde vom Bundestag entschieden, dass es möglich sein soll, dass Angehörige zu Hause bleiben. Dies solle für bis zu 20 Arbeitstage gelten, damit die Versorgung von nahen Pflegebedürftigen organisiert werden könne. Zehn Tage waren das Unterstützungsgeld für Pflege gewesen, das es bisher gegeben hatte. Das reiche natürlich nicht mehr aus. Baehrens betonte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auch, es müssten zwingend mehr Möglichkeiten im Bereich der kurzzeitigen Pflege aufgetan werden.

Angehörige von Pflegebedürftigen trügen häufig sehr große Verantwortung. Dies betreffe die Gesundheit, aber auch die soziale und die emotionale Lage, in der sich ihre Pflegebedürftigen befänden, so Ralf Suhr. Suhr ist Leiter des Zentrums für Pflege-Qualität. Diese Stiftung ist in der Nähe des Verbands Privater Krankenversicherungen anzusiedeln.

Adelheid Kuhlmey, Direktorin an der Berliner Charité, wundert nicht, dass gerade besondere Probleme die Versorgung von Demenzkranken mache. Kuhlmey ist Direktorin am Institut für Rehabilitationswissenschaft und Medizinische Soziologie. Stress und Veränderungen, beides trete jetzt häufiger auf und wirke sich damit nachteilig auf Demenz-Erkrankte aus, so Kuhlmey. Auch würden oft Demenz-Erkrankte die vermehrten Hygieneregeln nicht mehr verstehen. Dies sei für Angehörige in der Pflege ebenso extrem belastend.

Redaktion poppress.de, A & Omega