Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin der Grünen, wirft der Großen Koalition vor, in der Covid-19-Krise den Armen zu wenig zu helfen.

Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gegenüber sagte Katrin Göring-Eckardt, dass die SPD und die Union in Bezug auf den Pandemieschutz der Bürgerinnen und Bürger eine „soziale Schieflage“ entstehen lasse. Die Regierung habe in Bezug auf die soziale Dimension von Corona „einen blinden Fleck“.

Dem zugestimmt hatte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Ulrich Schneider. Er ist der Meinung, dass hier die Gesellschaft viel zu lange weggeschaut habe. In der Regierung würden manche selbstkritisch reagieren, so Ulrich Schneider.

Der Parlamentarische Geschäftsführer von der SPD-Fraktion Carsten Schneider sagte, dass in der Extremsituation von der Pandemie nicht Imme so prompt hätte reagiert werden können, wie man sich das gewünscht hätte.

Christoph Butterwege, Armutsforscher, ist der Meinung, dass das Wegschauen daran begründet sein könnte, dass die Politiker Angst davor hätten, dass sie ungewollt Vorurteile gegen Migranten schüren würden, da sich unter den armen Menschen viele mit einem Migrationshintergrund befinden. Den Rechtspopulisten könnte zum Beispiel helfen, wenn sozial Schwache als erste geimpft würden und manche würden dann sagen, dass die Ausländer in Chorweiler vom Staat bevorzugt werden. Danach verfange es sich leicht, wenn die AfD sage `Deutsche zuerst“.

Hannes Kröger, Soziologe des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, hat gesagt, dass Deutschland bei der Auswirkung von Armut auf die Sterblichkeit von Covid-19 einen „unscharfen Flecken“ habe. Der Forschung würden Daten fehlen und dürften nicht mit den Zensurdaten abgeglichen werden, vor allem wegen den rechtlichen Hürden bei den Sterbefällen, sodass diese damit den Einfluss von den sozialen Faktoren auf die Mortalität nur schwerer untersuchen könnten als die Forscher in anderen Ländern. Diese Schwierigkeiten hat das Statistische Bundesamt bestätigt. Jens Hoffmann, Sprecher der Behörde, hat erläutert, in Deutschland seien die Verknüpfungen der Daten, welche für eine genauere Analyse von Covid-19-Mortalität sowie den Sozialstatus möglicherweise nützlich wären, aus rechtlicher Sicht nicht zulässig.

Amira Mohamed, Chefin der Linken Fraktion, äußerte sich dahingehend, dass die Pandemie gezeigt habe, dass in Deutschland dringend eine bessere Lage der Daten notwendig sei. Im Regierungslager hat der Geschäftsführer der SPD-Fraktion dem zugestimmt. Für angemessene Entscheidungen würden statistisch saubere Daten und nicht nur offene Augen benötigt, sagte der SPD Politiker. Aus diesem Grund sei er dafür, dass in Deutschland die Erhebung der Daten verbessert werde. Beim Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit dürfe man sich keine blinden Flecken während der Pandemie erlauben.

Redaktion poppress.de, Ever True Smile