Alena Michaela Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, sagte, eine flächendeckende Einführung von G2-Regeln sei für sie akzeptabel.

In einem Gespräch mit den Fernsehsendern RTL und n-tv erklärte Buyx, es sei „schön gewesen“, hätte man mit G3 Erfolge erzielt. Nun aber stünden die Krankenhäuser erneut vor einer möglichen Überlastung, und irgendwann müsse man die Entscheidung treffen, entweder für alle Menschen Einschränkungen zu beschließen oder aber nur für Ungeimpfte. An der Stelle gelte es dann, den „erheblichen Unterschied im Risiko“ zu berücksichtigen, gab die Medizinethikerin zu bedenken.

Denn ungeimpfte Personen seien häufiger und länger ansteckend als Geimpfte, und sei es bei ihnen im Fall einer Erkrankung wahrscheinlicher, einen schweren Verlauf zu erleiden. Dies verlange nach einer Reaktion.

Von der Verhängung eines Lockdowns für Ungeimpfte in Deutschland nach österreichischem Vorbild geht Buyx dennoch nicht aus. Sie hoffe, man werde über entsprechende Beschlüsse nicht nachdenken müssen. Verglichen mit andere europäischen Staaten seien die Maßnahmen in Deutschland immer moderat gewesen.

Erst vor einigen Tagen hatte der Ethikrat die Empfehlung ausgesprochen, als eine zusätzliche Corona-Maßnahme eine Impfpflicht für einige ausgewählte Berufsgruppen einzuführen. Buyx nahm den Rat vor diesbezüglicher Kritik in Schutz. In solchen Berufen, in denen man mit besonders gefährdeten Menschen in Kontakt komme, gelte eine Verantwortung, diese nicht „vermeidbaren Schäden auszusetzen“, unterstrich sie. Die Alternative, nur Tests durchzuführen, habe offenbar nicht funktioniert, konstatierte Buyx und betonte weiter, eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen sei ohnehin nur ein kleiner Baustein in der Bekämpfung der Pandemie und werde „die vierte Welle nicht brechen“. Eine solche Pflicht würde sich zudem nur auf bestimmte Tätigkeiten erstrecken. Man spreche ja „nicht von einer allgemeinen Impfpflicht“, machte die 44 Jahre alte Medizinerin deutlich.

Die Frage von RTL und n-tv, ob der Politik ein Verlust an Glaubwürdigkeit drohe, wenn sie nach langem Ablehnen jetzt doch eine Impfpflicht einführen würde, verneinte Buyx, die seit dem letzten Jahr dem Ethikrat vorsitzt. Ihr sei es wichtig, „dass Politik sich korrigiert“. Wenn man zu dem Ergebnis komme, die Situation sei erheblich schlechter als angenommen, „dann sollte man sich korrigieren“.

Redaktion poppress.de, A-1010413