Der Präsident der DIVI Gernot Marx fordert am 14.11.21 eine Prämie für Intensivpfleger*innen. Diese soll ihre Belastungen infolge der vierten Coronawelle etwas erträglicher machen.

In seiner Eigenschaft als Chef der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sagte Marx gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass er eine Coronaprämie für die angelaufene vierte Welle für dringend erforderlich halte. Diese solle durchaus kräftig ausfallen, damit die Intensivpflegekräfte eine wirklich spürbare finanzielle Verbesserung wahrnehmen würden. Der DIVI-Präsident schlägt als finanzielles Gestaltungsmodell vor, dass für Monate mit höchster Belastung den Beschäftigten ihr Bruttolohn netto ausgezahlt wird. Auch die Nacht- und Wochenendarbeit könne man steuer- und SV-frei stellen, so Marx. Dieses Signal würde nach seiner Auffassung sofort bei den Beschäftigten ankommen. Diese sollten die Würdigung und Belohnung ihrer Arbeit deutlich spüren.

Zu den Strukturen in der Pflege sagte Gernot Marx, dass diese durch die vorgeschlagene Prämie noch längst nicht geändert würden. Daran müsse man dringend arbeiten. Die von ihm vorgeschlagene Prämie würde jedoch den Pfleger*innen einen kräftigen Motivationsschub verschaffen, da sei er sich sicher. Dieses starke, ja akute Signal der Wertschätzung sei dringend erforderlich. Schon vor der Coronapandamie hätten bekanntlich in Deutschland mehrere Tausend Pflegekräfte gefehlt. Inzwischen sei die Mehrzahl der Beschäftigten nach 22 Pandemiemonaten einfach erschöpft. Pfleger*innen müssten ihre komplette Arbeitszeit am Patienten verbringen, dabei sehr häufig pro Schicht die Schutzkleidung wechseln sowie unter einer FFP2-Maske oder gar Vollschutz hart körperlich arbeiten. Dies sei physisch und psychisch unglaublich anstrengend. Man müsse die bereits absolvierte Zeit unter diesen Bedingungen bedenken. Dabei lägen noch viele harte Monate vor uns allen. Viele Pfleger*innen könnten die Belastung schlicht nicht mehr ertragen, was sich an der Kündigungswelle in diesem Bereich und vielfach wunschgemäß verkürzten Arbeitszeiten zeige. Die Pflegekräfte würden teilweise kapitulieren. Das habe immerhin zum Effekt geführt, dass inzwischen 4.000 Intensivbetten mangels Personal nicht mehr belegt werden könnten.

Der Politik warf der DIVI-Präsident vor, nicht rechtzeitig gegengesteuert zu haben. Schon im März 2021 habe die DIVI zusammen mit anderen Fachgesellschaften konkrete Forderungen vorgelegt. Die Experten benötigen laut Marx Kompetenzerweiterungen sowie finanzielle, strukturelle und psychologische Unterstützung. Das hatten laut Marx die Gesundheitsminister der Länder monatelang als Vorlage auf dem Tisch. Es sei jedoch nichts passiert, so DIVI-Präsident Gernot Marx.

Redaktion poppress.de, A-055824