Politiker und Angehörige von Anschlagsopfern fordern Verbesserungen beim Umgang mit den Betroffenen. Anlass ist der fünfte Jahrestag des Terroranschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz.

Aus einem Bericht der „Welt am Sonntag“ geht hervor, wie Verantwortliche das Gedenken an Anschlagsopfer bewerten. So sagte Edgar Franke (SPD), scheidender Opferbeauftragter des Bundes, dass in anderen Bereichen die Obhut des Staates über seine Bürger deutlich besser etabliert sei. Wenn beispielsweise jemand auf seinem Weg zur Arbeit einen Unfall erleide, dann rehabilitiere ihn der Staat heute „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln“, so Franke. Für Terroropfer gebe es diesen Automatismus bislang leider nicht. Damit würden sie schlechter versorgt als Unfallopfer.

Die neue Ampelregierung hat in ihrer Koalitionsvereinbarung bereits den besseren Umgang mit Betroffenen von Terror manifestiert. Unter anderem soll der 11. März ein „nationaler Gedenktag für Opfer terroristischer Gewalt“ werden. Lob dafür kommt vom ehemaligen Bundesinnenminister: Der CDU-Politiker Thomas de Maizière lobte an diesem Vorhaben, dass es wahrlich „keine kleine Sache“ sei, einen Trauertag für Terroropfer einzuführen. Er erwähnte in diesem Kontext, dass die unmittelbaren Stunden und Tage direkt nach einem Terroranschlag zu seinen bedrückendsten Erfahrungen als Minister gehört hätten. In solchen Momenten habe er sich oft gefragt, wie die Anteilnahme der Gesellschaft für Terrorbetroffene deutlicher gezeigt werden könne. Er bezog sich unter anderem auf den Istanbuler IS-Anschlag im Jahr 2016. Damals waren zwölf deutsche Staatsbürger*innen gestorben. Der CDU-Politiker führte in diesem Zusammenhang aus, dass bei diesen Toten von Istanbul das Vergessen auf bedrückende Weise offenkundig geworden sei.

Betroffene verschiedener Terroranschläge sprachen sich im Artikel der „Welt am Sonntag“ sowohl für einen Gedenktag als auch für einen zentralen Gedenkort aus, der an Opfer von Terroranschlägen in Deutschland und im Ausland erinnert. So ein Ort, der alle Opfer einschließe, wäre ein wunderbarer Trost, sagte eine Berlinerin. Ihre Großmutter war in Istanbul gestorben. Die junge Frau führte aus, dass sie sich nicht länger als „Opfer zweiter Klasse“ fühlen wolle. Es gibt am Berliner Breitscheidplatz einen Gedenkort. Jedoch beklagen Hinterbliebene regelmäßige Beschädigungen. Unter anderem werden dort Fotos von Opfern häufiger entwendet.

Redaktion poppress.de, A-055824